Marktbeobachter argumentieren, dass mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS auf einen Schlag ein seit Jahren bestehender Klotz am Bein des europäischen Bankensektors wegfällt. Den Bullen zufolge sollte das ausreichen, um den Fokus wieder auf die Faktoren zu lenken, die die Rally der europäischen Banken von Oktober bis März getrieben hatten – günstige Bewertungen und eine schwache Performance im Vergleich zu Anleiherenditen.

"Wir sind der Ansicht, dass die europäischen Banken in sechs bis zwölf Monaten höher bewertet sein werden als heute", sagt Alexandre Hezez, Chief Investment Officer bei Group Richelieu, einem Fondsmanager aus Paris. "Man kann nicht sagen, dass der Sektor überbewertet ist. Die Ergebnisse in diesem Jahr werden voraussichtlich gut ausfallen, daran wird sich unserer Meinung nach nichts ändern."

Schnäppchenjäger sprangen zu Wochenanfang auf den Zug auf, als die Aktienmärkte zunächst einbrachen, weil Teile der Notübernahme der Credit Suisse in Frage gestellt wurden. Strategen begrüßten den Zusammenschluss, so Max Kettner von HSBC, der sich als nun "viel zuversichtlicher" bezeichnete.

Viel Schlechtes ist eingepreist
Kettner wies darauf hin, dass die Aktienkurse der europäischen Banken bereits eine Menge schlechter Nachrichten eingepreist haben, nachdem ihr Index im März um etwa 16 Prozent gefallen war. "Die Stimmung hat sich so weit verschlechtert, dass ich sehr, sehr vorsichtig wäre, jetzt das Handtuch zu werfen", fügte er hinzu.

Die vergangenen zwei Wochen waren ein Alptraum für die europäischen Banken, die erst im Oktober begonnen hatten, sich aus der Talsohle zu befreien, in die sie durch jahrelange Niedrigzinsen hineingetrieben worden waren. Der Ausverkauf im März hat sie wieder auf den Stand von Oktober zurückgeworfen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt jetzt im Schnitt bei etwa 6,5 und ist damit nicht weit von den Werten entfernt, die während der Finanzkrise und während der Eurokrise erreicht wurden (siehe Grafik unten).

"Ich denke, dass die europäischen Banken solide und widerstandsfähig sind", sagte Simon Outin, Leiter Kreditanalyse für Finanzwerte bei Allianz Global Investors. "Für mich ist der Sektor solide, was die Solvenz und die Liquidität angeht. Wir sind nicht im Jahr 2008, wirklich nicht." (aa/Bloomberg)

Bankaktien sind im historischen Vergleich derzeit günstig bewertet

Gemessen am KGV sind Bankaktien billig, da die Banken derzeit hohe Gewinne machen. Der Sektor bietet darüber hinaus mit etwa 7,6 Prozent die höchste Dividendenrendite in Europa.