In der zweiten Jahreshälfte ist nicht mit einer kräftigen Fortsetzung des Wirtschaftsaufschwungs in der Eurozone zu rechnen, urteilt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Zwar war die Wirtschaftsleistung in der Eurozone im zweiten Quartal des laufenden Jahres erstmals wieder gewachsen (FONDS professionell ONLINE berichtete). Das sei allerdings auf positive Nachholeffekte aus dem kalten Frühjahr zurückzuführen, meint Halver. Ab dem kommenden Jahr dürfte die Konjunktur allerdings an Fahrt gewinnen, meint der Analyst. "So schätzen die vom ZEW befragten Finanzanalysten den Konjunkturausblick in Euroland deutlich freundlicher ein als die aktuelle Konjunkturlage", argumentiert er. Und auch für Deutschland zeigen sich die vom ZEW befragten Analysten für die aktuelle Konjunkturlage und den -ausblick gegenüber dem Vormonat optimistischer. "Demnach ist die deutsche Konjunkturdelle Vergangenheit", sagt Halver.

Neue Bundesregierung sorgt für Zusammenhalt der Eurozone
Die gelockerten Sparvorgaben in der Eurozone zeigten erste realwirtschaftliche Wirkung, meint Halver. "Nach der Bundestagswahl im September dürften die aktuellen Stabilitätsbekundungen noch weiteren Lockerungen der Sparanforderungen und vermutlich einem griechischen Schuldenschnitt unter Beteiligung öffentlicher Investoren weichen." Die neue Bundesregierung werde genug Entscheidungsgewalt besitzen, um auch unpopuläre Entscheidungen für den Zusammenhalt der Eurozone durchzusetzen, glaubt Halver. "Nennenswerte Opposition ist weder im Bundestag noch im Bundesrat zu befürchten." Bedingungslose Unterstützung bekomme die Politik dabei von der Europäischen Zentralbank. "Mit dem Einsatz zur Not auch unkonventioneller liquiditätspolitischer Maßnahmen ist sie das Rückgrat der Zwangsstabilisierung Eurolands", sagt Halver.

Die abklingende Euro-Krise werde von den Finanzmärkten honoriert, meint der Baader-Bank-Analyst. "So engen sich die Risikoaufschläge zehnjähriger spanischer und italienischer zu deutschen Staatsanleihen weiter ein und befinden sich aktuell auf dem niedrigsten Stand seit August 2011." (mb)