Die EZB weiß, dass der Export ein entscheidender Stimulierungsfaktor der euroländischen Wirtschaft ist. Denn der Binnenkonsum und die Investitionen lahmen derzeit in vielen Euro-Ländern. "Dass sich die USA und Japan eindeutig die Währungsabschwächung zur Exportförderung auf die Fahnen geschrieben haben, kann die EZB nicht ignorieren", sagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, in seinem aktuellen "Kapitalmarkt-Monitor". Seit Mitte 2012 hat der Euro um etwa acht Prozent gegenüber den wichtigsten Handelswährungen zugelegt. 

Aufwertungsdruck ergäbe sich zudem aus dem Geldmarkt. Hintergrund sei, dass viele Geschäftsbanken der Eurozone nicht mehr auf die Notfinanzierungen der EZB zu den vergleichsweise teuren Notenbankzinsen in Höhe von 0,75 Prozent angewiesen sind. Sie könnten sich heute günstiger über den freien Geldmarkt refinanzieren, heißt es. "Sie ziehen umfangreich Finanzmittel ab, was die Bilanzsumme der EZB im Vergleich zu der der US-Notenbank schmälert. Über so stattfindende Liquiditätsverknappungen verteuern sich auch die Kurzfristzinsen in Euroland", erklärt Halver.
 
"Noch bleibt es nur bei Worten" 
Dieser Prozess habe bereits zu einem Zinsanstieg auf dem euroländischen Geldmarkt geführt, der auch den bislang bestehenden Zinsvorsprung US-amerikanischer Geldmarktzinsen zunehmend einengt. Zur Abhilfe würden Zinssenkungen der EZB einen dämpfenden Einfluss auf den Geldmarktzins ausüben, da sie grundsätzlich als alternative Liquiditätsquelle fungiere. Das würde ausländische Kapitalzuflüsse verringern. Über sinkende Notenbankzinsen steuert die EZB nicht zuletzt auch die Renditen am kurzen Ende der Zinskurve mit Entspannungseffekten bei zweijährigen Staatsanleihen.
 
"Derzeit zeigt sich bei kurz laufenden zweijährigen deutschen gegenüber US-Staatsanleihen ein abnehmender Zinsnachteil, der aber über die derzeitige Euro-Stärke überkompensiert wird und so insgesamt zu Kapitalzuflüssen nach Euroland führt. Und das wiederum stärkt die Gemeinschaftswährung zusätzlich", so der Kapitalmarktexperte.
 
Insgesamt bliebe der EZB also nichts anderes übrig, als sich der Euro-Stärke anzunehmen. Die Ankündigung von Präsident Mario Draghi nach der letzten Zinssitzung am 7. Februar, den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung genau beobachten zu wollen, wird bereits am Finanzmarkt dahingehend gedeutet, dass die Zentralbank im Falle einer anhaltenden Euro-Aufwertung mit einer Senkung des EZB-Zinses reagieren könnte. So haben sich seit Draghis Äußerungen der US-Dollar bzw. der japanische Yen gegenüber dem Euro bereits um 1,2 bzw. 2,6 Prozent verteuert.
 
Währungspolitisch keine Ruhe geben werde hingegen Japan. Die letzten Konjunkturdaten zeigen eine langjährige, im Einklang mit der Yen-Stärke stehende, deutliche Verschlechterung der Leistungsbilanz an. Insbesondere die Handelsbilanz trägt hierfür Verantwortung. Daran habe die zuletzt stattfindende Yen-Schwäche noch nichts geändert.
 
"Konsequente Fortsetzung der Yen-Abwertung" 
Den Prozess der Yen-Abwertung müsse Japan also konsequent fortsetzen, um Exporterfolge gegenüber den hauptsächlichen Handelskonkurrenten aus Euroland generieren zu können. Außerdem wäre es laut Halver ein "Armutszeugnis" für Japan, wenn die Yen-Schwäche nur ein Intermezzo wäre. Zukünftige Versuche, den Yen zu schwächen, könnten dann – so der Experte – an den Finanzmärkten nicht mehr ernst genommen werden. (dw)