"Bitte kein abrupter Zinsschock!", leitet Klaus Stopp, Head of Market Making Bonds der Baader Bank, seinen Kommentar ein, in dem er die hohen Anleihekäufe der EZB geißelt. Welche Dimensionen dabei inzwischen erreicht wurden, sei dem wöchentlichen Bericht der EZB entnehmen:

So ist in der Woche zum 7. April trotz der monatlichen Reduzierung um 20 Milliarden Euro die Nachfrage nach Bonds kräftig gestiegen. In Erwartung der verkürzten Handelswoche über Ostern wurden in diesen fünf Handelstagen Bonds für insgesamt 19,492 Milliarden Euro (Vorwoche: 8,901 Mrd. Euro) angekauft. In Summe soll so dem Kapitalmarkt bis zum Jahresende Material im Gesamtwert von nominal 2,28 Billionen Euro entzogen werden.

Zentralbanken alimentieren Aktionäre
Besonders bedenklich erscheint Stopp hierbei, dass neben den Staatsanleihen auch Schuldtitel von 894 Unternehmen im Gegenwert von 77,87 Milliarden Euro im Bestand der EZB geführt werden, was circa. 12,39 Prozent der ausstehenden Volumina entspricht.

"Die Tatsache, dass es sich bei den Emittenten teilweise um ausländische Gesellschaften handelt, die lediglich einen Sitz in Euroland vorweisen können, ist schon für sich alleine betrachtet schlimm genug. Aber dass von diesen 894 Bonds sogar über 16 Prozent eine negative Rendite abwerfen, kann als grob fahrlässig bezeichnet werden", kritisiert Stopp.

70 Prozent des Bestandes im negativen Bereich
Im Gesamtbestand rentieren laut Stopp sogar über 70 Prozent der Bonds im negativen Bereich. Bei steigenden Zinsen entstehen somit automatisch Abschreibungen auf die Bestände der Notenbanken, was deren nationale Steuerzahler zu tragen haben. Dieses Problem haben aber nicht nur die Notenbanken, sondern alle Kapitalsammelstellen, Banken und Versicherer infolge ihrer Anlagerichtlinien. Mit einem gravierenden Unterschied: In diesen Fällen sind die Verluste von den Anteilseignern zu tragen.

Noch versuchen die Notenbanken mit allen Mitteln die niedrigen Zinsen "einzufrieren“ und dadurch das wackelige Konstrukt zu stabilisieren. Doch früher oder später werden die Zinsen nach Ansicht Stopps wieder steigen müssen. "Nur weiß noch niemand in welchem Maße und wann. Unter Berücksichtigung der faulen Kredite bei den europäischen Banken sowie den angehäuften Beständen bei den Notenbanken tickt eine Zeitbombe in der Eurozone, die viel Fingerspitzengefühl bei der Entschärfung erfordert. Leider hat man bisher nicht den Eindruck gewinnen können, dass es hierfür geeignete 'Entschärfer' gibt, sondern eher Sprengmeister", warnt Stopp abschließend. (aa)