Die US-Notenbank Fed sollte tunlichst davon absehen, bereits im Dezember die Leitzinsen zu erhöhen, meint Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank. Vor dem Hintergrund der aktuell angeschlagenen Stimmung in den Schwellenländern Asiens und Südamerikas mit spürbaren Kollateralschäden auf die US-Konjunktur habe die Fed keine Veranlassung, die Leitzinsen zu erhöhen. Auch wenn die Notenbank in ihrem jüngsten Statement die internationale Dimension ihrer Zinspolitik zurückgenommen habe, sollte sie laut Halver in bester Erinnerung haben, dass ihre Leitzinserhöhungsrunde von 2004 bis 2006 die Konjunkturstimmung weltweit in Mitleidenschaft gezogen hat. "Damit hat man auch der US-Volkswirtschaft keinen Gefallen getan", so Halver.

Fed-Chefin Janet Yellen spreche seit ihrem Amtsantritt von der Leitzinswende, habe sie bislang aber mit teilweise sehr nebulösen Argumenten nicht vollzogen, sagt Halver. Damit habe ausgerechnet die Fed als bedeutendste Institution der Finanzwelt die Kapitalmärkte massiv verunsichert. Im Dezember müsse sie nun aber definitiv Farbe bekennen.

Volkswirtschaftlich spricht wenig für die Zinswende
US-volkswirtschaftlich seien die Argumente für die Leitzinswende indes rar gesät, sagt Halver. Die seit Jahresbeginn bereits schrumpfenden Auftragseingänge hätten zuletzt sogar den schärfsten Einbruch seit Ende 2009 verzeichnet. Dieser neue Höhepunkt der US-Investitionszurückhaltung sei unter anderem der Aufwertung des US-Dollars und der Konjunkturschwäche der Emerging Markes geschuldet, die als Hemmschuh auf die US-Exportindustrie wirkten. Auch die unter schwachen Energiepreisen leidende US-Ölindustrie halte sich mit neuen Investitionen zurück. (fp)