Gold und Silber führen – nach einem glanzlosen Jahr 2013 – die Performance-Hitliste aller wichtigen Anlageklassen mit jeweils zirka zehn Prozent Kursgewinnen an, stellt Robert Halver fest, leitender Kapitalmarktanalyst der Baader Bank. Als Gründe nennt er zunächst die bekannten Krisensymptome in der Eurozone. Ein Begründungs-Evergreen sei auch die blutarme Alternativanlageform "Zinsvermögen". Der entscheidende Treiber für Edelmetalle sei aber die Notenbankpolitik.

Diese sorgen nämlich laut Halver dafür, dass Gold und Silber nicht zu stark ansteigen. Denn ihre Finanzweltrettung sei auf Dollar, Yen und Euro gebaut. "Man stelle sich vor, der Friseur um die Ecke käme auf die Idee, als Lohn für Kurzhaarschnitte oder Dauerwellen statt Euro als Papiergeld Edelmetallunzen zu verlangen", so Halver. "Würde dieses Beispiel einer Alternativwährung Schule machen, wäre die bislang tatsächlich funktionierende geldpolitische Finanzweltrettung zukünftig ungefähr so erfolgreich wie Heizen im Winter bei offenen Fenstern." Also hielten die Notenbanken – obwohl die physische Goldnachfrage grundsätzlich robust sei – die Kurse von Gold und Silber mit ihrer Liquiditätskeule über die Terminmärkte unten. Vor diesem Hintergrund rechnet Halver mit einem Goldpreis von "lediglich" 1.400 US-Dollar zum Jahresende, Silber könnte ihm zufolge in die Richtung von 25 US-Dollar gehen.

Anleger müssen geduldig sein
Beim Kurspotenzial von Gold und Silber sei Geduld gefragt. Immerhin aber erfüllten Gold und Silber schon heute ihre Werterhaltungsfunktion. Denn die langfristige Perspektive sollte nicht ignoriert werden. "Früher oder später werden wir für die geldpolitisch gekünstelte Stabilität der in Schuldenschönheit erstarrten Finanzwelt einen hohen Preis zahlen müssen", so der Analyst. "Leistung ohne Gegenleistung funktioniert in der Finanzwirtschaft nicht." Halver ist überzeugt, dass die Inflation irgendwann zuschlagen und die Sicherheit der Staatspapiere neu definieren werde. Gegen einen Edelmetallanteil am Gesamtvermögen von bis zu zehn Prozent sei ihm zufolge nichts einzuwenden. (dw)