Die Krim-Krise sei nicht die Ursache für die jüngste Aktienkurskorrektur, urteilt Robert Halver, leitender Kapitalmarktanalyst der Baader Bank. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sei vielmehr Anlass für viele Investoren, die eigene Strategie zu überdenken, Buchgewinne zu sichern und abzuwarten. Angesichts der dramatischen Entwicklung in der Ukraine könnten einige Unsicherheitsfaktoren wieder akut werden, so der Analyst. Immerhin würden selbst das deutsche Wachstum und die sonst so starke chinesische Konjunktur von enttäuschenden Wirtschaftsdaten belastet. Sei das realwirtschaftliche Umfeld nicht mehr tadellos, sei eine Aktienbewertung wie die des DAX von derzeit etwa dem 13,3-Fachen des Gewinns schwer zu halten. Aktienaufschwünge hielten zudem erfahrungsgemäß zirka viereinhalb Jahre – der jetzige laufe seit Frühjahr 2009 und könnte damit bald am Ende angelangt sein.

Die Wertpapierbewertungen dürften auch künftig üppig bleiben, weil auch die Geldpolitik üppig bleibe, urteilt Halver. Mit der aktuellen Geldpolitik lasse sich auch das Argument eines vermeintlich zu langen Aktienaufschwungs entkräften: "Aktienhaussen werden durch lockere Geldpolitik geboren und wachsen durch sie auf", erklärt der Kapitalmarktexperte. "Später sterben sie durch Zinserhöhungen, nämlich wenn die Konjunktur ausreichend genug Tritt gefasst hat. Es wird aber immer später später, weil wir die Happy Hour der Konjunktur noch längst nicht erreicht haben." Die Aktienaufwärtsbewegung seit 2009 werde jedenfalls nicht durch eine restriktive Notenbankpolitik das Zeitliche segnen.

Aktiensparpläne weiterführen
Das seien alles gute Argumente für Aktien, so Halver. "Dennoch brauchen wir zur Beruhigung der Anlegerpsychologie eine möglichst diplomatische Lösung der Krim-Krise." Einstweilen sollten Anleger ihre regelmäßigen Aktiensparpläne weiterführen. "Nennen wir es die kontrollierte Aktien-Offensive", so der Analyst. Bei schwächeren Kursen könnten sich Investoren immerhin damit trösten, dass es mehr Aktienanteile für das gleiche Geld gibt. (mb)