Inflation ist nicht gleich Inflation, betonen Laurent Clavel, Leiter Makroresearch bei Axa Investment Managers, und Jonathan Baltora, leitender Anleiheportfoliomanager, in einer aktuellen Einschätzung. "Es gibt eine gute, eine schlechte und sogar eine hässliche Inflation", meinen die beiden Experten. Ehe sich die Teuerung stabilisiere, sei laut Clavel und Baltora ein noch stärkerer Anstieg der Lebenshaltungskosten möglich. 

Gute Inflation bedeute, dass die Preise kontrolliert steigen. "Arbeitgeber können die Löhne ihrer Mitarbeiter erhöhen, wodurch das Verbrauchervertrauen steigt, selbst wenn die reale Kaufkraft aufgrund der Teuerung nicht zunimmt. Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen können dann Schulden abbauen, weil ihr Kreditvolumen gemessen am Einkommen zurückgeht", so das Autoren-Duo. Anders sehe es bei der schlechten Inflation aus. Sie destabilisiert und schwächt die Konjunktur. "Nachfrageschocks wie die Ölkrise der 1970er Jahre können ebenfalls zu schlechter Inflation führen, denn sie drohen aufgrund massiver Kaufkrafteinbußen das Wachstum zu ersticken", schreiben Clavel und Baltora. Hinzu komme, dass die Notenbanken dann nur wenig ausrichten können. 

Inflation können aber auch hässlich werden – wenn sie außer Kontrolle gerät. "Der Wert der Ersparnisse und schließlich auch das Vertrauen in die Währung können massiv einbrechen. Ein sehr starker Preisanstieg macht das Geld weitgehend bedeutungslos, mit desaströsen wirtschaftlichen Folgen", erklären die beiden Beobachter, und nennen ein konkretes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. "In Zimbabwe etwa herrschte von den späten 1990er Jahren bis 2009 Hyperinflation." 

Inflation und Zinsen passen nicht zusammen
Investoren müssten sich vor höherer Teuerung schützen und auf steigende Zinsen vorbereiten. Denn höhere Zinsen würden irgendwann unvermeidbar sein, wenn die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnt. Nach der Finanzkrise 2008 und 2009 setzten Notenbanken auf quantitative Lockerung und niedrige Zinsen. Dies führte zu einer Inflationsrate über den Zinsen. Die Notenbanken nahmen dies bewusst in Kauf – und es war auch nötig, denn nur so ließ sich die sehr hohe Verschuldung in vielen Ländern verringern.

"Die Notenbanken könnten dieses Missverhältnis noch eine Zeitlang akzeptieren – wegen des weltweit niedrigen Wirtschaftswachstums. Irgendwann werden sie die Zinsen schrittweise erhöhen müssen. Unwahrscheinlich ist aber, dass sie wieder auf das Vorkrisenniveau steigen", meinen Clavel und Baltora.

Wenn die Inflation stärker zunimmt als erwartet und sich die Konjunktur überhitzt, dürften Aktien weniger attraktiv werden – denn das Risiko einer Aktienmarktkorrektur wird steigen. "Dann könnte es sich auszahlen, noch mehr auf inflationsindexierte Anleihen sowie kurzlaufende Unternehmensanleihen zu setzen", schlussfolgern die Axa-IM-Profis. (aa)