Ausblick 2022: Rentenmärkte vor der Zinswende?
Die lockere Geldpolitik und niedrige Leitzinsen prägten über Jahre die Anleihenmärkte. Nun geht das Gespenst der Inflation um, und erstmals seit Jahren mehren sich ernsthaft die Zeichen, dass die Zentralbanken die Zügel anziehen. Oder täuschen am Ende die Erwartungen doch?
"Wir gehen davon aus, dass die Renditen steigen. Das Tempo ist dabei allerdings mindestens genauso wichtig wie das Wachstum. Wir rechnen mit einem langsamen und geordneten Anstieg. Trotz mehr als fünf Prozent Inflation lag unsere Zehnjahresrendite selbst im November noch immer unter unserem Zielwert für 2021. Die Nachfrage nach Festzinstiteln ist gewaltig. Die Spreads sind zurzeit eng, ganz so als sei alles perfekt. Ziel müssen laufende Erträge bei einer allenfalls moderaten Duration bleiben. Zu Beginn des Kreditzyklus setzte man noch ganz allgemein auf Credits, also auf Beta. Jetzt zählt die Einzelwertauswahl. Mit größeren Marktturbulenzen oder Zahlungsausfällen rechnen wir dennoch nicht."
Bislang schien das Szenario einer davon galoppierenden Inflationsrate lediglich ein Schreckgespenst zu bleiben: Nach den Pandemie-bedingten Ausfällen in der Wirtschaft war mit einer anziehenden Teuerung gerechnet worden – aber nur übergangsweise. Ob die Inflation eine vorübergehende Erscheinung bleibt oder sich als hartnäckige Bedrohung entpuppt, darüber sind sich auch die Investmentstrategen der Vermögensverwalter und Banken uneins.
Einig sind sich die Experten lediglich im verhaltenen Ausblick für die Bondmärkte. Angesichts des historisch niedrigen Renditeniveaus und des unsicheren Umfelds billigen sie Rentenpapieren kaum Potenzial zu – und wenn, dann auch nur in ausgewählten Segmenten und Titeln. Wie die Analysten und Strategen die Entwicklung bei Anleihen für 2022 einschätzen – klicken Sie durch die Galerie oben. (ert)
