Man soll die Anlagesaison nicht vor Silvester loben. Selten war dieser Satz so stimmig wie 2021. Noch bis Mitte November sah alles danach aus, als würden Europas Aktieninvestoren, von einigen kleineren Stolperern abgesehen, spurtstark die Ziellinie passieren. Doch mit Aufkommen der Omikron-Variante des Coronavirus verflog die bis dato vorherrschende Sorglosigkeit an den Börsen.

Der plötzliche Pessimismus drückte den länderübergreifenden Euro-Stoxx-50-Index von seinem Zwischenhoch bei 4.400 Punkten bis zum Monatsende um 300 Punkte respektive 6,6 Prozent nach unten. Ebenso hart erwischte es den Dax, der auch nach der Erweiterung um zehn auf 40 Mitglieder extrem konjunktursensibel bleibt: Das deutsche Leitbarometer büßte von Mitte bis Ende November rund 970 Punkte oder 5,9 Prozent ein. Kurz vor Ultimo hat sich die Ausverkaufsstimmung gelegt, aber mit Blick auf das nahende neue Börsenjahr bleiben einige dunkle Wolken bestehen.

Gleichgewichtsstörungen inklusive
Neben der Gefahr, dass die sich verhärtende Inflation den Notenbanken irgendwann im Jahresverlauf eine Leitzinswende nach oben aufzwingt bereitet das Risiko, wiederholte Lock- oder gar Shutdowns könnten die ohnehin lahmende Konjunkturerholung in Europa vollends abwürgen, vielen Investmentprofis massive Sorgen. Im Schnitt prognostizieren die Auguren für den Dax zwar einen 2022er-Endstand von rund 17.100 Punkten, was vom aktuellen Niveau aus gerechnet einem rechnerischen Plus von 7,6 Prozent entspräche. Doch der Weg dahin dürfte wegen der erwähnten Unwägbarkeiten deutlich holpriger verlaufen als 2021.


Wie es 2022 um die Verdienstmöglichkeiten an den europäischen Aktienmärkten bestellt ist und was Anlagestrategen, Fondslenker und Ökonomen bei Banken, Versicherern sowie Asset Managern dem Dax und dem Euro Stoxx 50 vorhersagen, sehen Sie in der Bildergalerie oben.


Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Dass abrupte Rücksetzer oder mehrwöchige Kurskorrekturen von der Mehrheit der Investoren weiterhin als Kaufgelegenheit verstanden und als solche genutzt werden. Als belastbare Stützen dürften erneut die wachsenden Massen an Privatanlegern dienen: Die seit dem Frühjahr 2020 zunehmende Beliebtheit von Aktien- und Fondssparplänen unter den zuvor notorisch börsenabstinenten Bundesbürgern spannt ein belastbares Auffangnetz auf. (ps)