Die Kernrate der Inflation – also die Preissteigerungen ohne Energie und Lebensmittel – ist weiterhin hoch. Und nach Auffassung von Nomura Asset Management wird sie auch nur sehr langsam von ihren jetzigen Niveaus zurückgehen. Die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer seien indes erstaunlich niedrig. Diese lassen sich an den Break-even-Raten ablesen, der Differenz zwischen der Rendite einer Nominalanleihe und der einer inflationsgeschützten Anleihe mit gleicher Laufzeit.

Holger Brauer, Senior Portfoliomanager bei Nomura AM, hält die eingepreisten Preissteigerungen selbst bei einem zu erwartenden moderaten Rückgang der Inflation für zu optimistisch. Unter anderem gelinge es vielen Unternehmen besser, gestiegene Kosten auf Kunden abzuwälzen. Auch bleibe die Konsumnachfrage nach den Finanzhilfen des Staates zum Ausgleich für die hohen Energiepreise weiter robust.

Beschränkte Möglichkeiten der Geldpolitik
Brauer sieht hier zusätzliches Ertrags­potenzial für inflationsindexierte Anleihen, also Inflation-linked Bonds (ILBs). "Die Gesamterträge der Linker steigen gegenüber vergleichbaren nominalen Anleihen, wenn die faktische Inflation höher ausfällt als die zum Kaufzeitpunkt eingepreiste Break-even-Inflationsrate", erläutert er. ILBs wirkten so wie eine Versicherungspolice gegen unerwartet hohe Inflation und generierten zusätzliche Erträge, wenn die Inflationserwartungen sich als zu niedrig erwiesen. "In einem aktiv verwalteten und in globale ILBs anlegenden Fonds kann man die Unterschiede in der Dynamik bei Inflation und Zinsen ausnutzen, und zwar sowohl über Länder als auch Laufzeiten hinweg", so Brauer.

Während es den Notenbanken gelinge, durch ihre Kommunikation die am Markt eingepreisten Inflationserwartungen niedrig zu halten, hält der Portfoliomanager die tatsächlichen Möglichkeiten der Geldpolitik für beschränkt: "Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass es ihr kaum möglich war, die Inflation auf das Zielniveau von zwei Prozent anzuheben; umgekehrt gilt das vermutlich ebenso." (fp)