Aktienanlegern stehen schwere Zeiten bevor. Davon ist Harald Preißler überzeugt, der Verwaltungsrat und langjährige Investmentchef von Bantleon. Als wichtigsten Grund nennt er die Inflation, die sich in den kommenden Jahren seiner Überzeugung zufolge auf einem Niveau von 3,0 bis 4,5 Prozent einpendeln wird. "Das bringt die Wirtschaft nicht um, bedeutet für die Finanzmärkte aber einen enormen Einschnitt", sagte er am Montagabend (20.6.) auf dem Asset-Manager-Meeting, das am Vorabend des FONDS professionell KONGRESSES in der Kunsthalle in Mannheim stattfand.

"Die Notenbankpolitik der vergangenen Jahre hat für ein hervorragend gedüngtes Feld gesorgt, auf dem die Inflation wunderbar wuchern kann", so Preißler. Nicht nur die Geldschwemme, auch die Demografie befeuere die Teuerung, weil in den westlichen Ländern viel mehr Menschen in Rente gingen als neue Arbeitskräfte hinzukommen. "Es herrscht keine Arbeitslosigkeit mehr, sondern Arbeiterlosigkeit", mahnte der Volkswirt. Die nötige Dekarbonisierung, der Trend zur Deglobalisierung und die expansive Fiskalpolitik befeuerten die Inflation zusätzlich.

Mit Anleihen lässt sich wieder Geld verdienen
Am Rentenmarkt liege der schmerzhafteste Teil der Zinswende schon hinter uns, meint Preißler. Mit geschicktem Management lasse sich mit Anleihen mittlerweile wieder Geld verdienen. Was die Inflation für den Aktienmarkt bedeute, sei vielen Investoren dagegen nicht klar. Dass die Anlageklasse generell zu den Gewinnern hoher Teuerungsraten zählt, hält er mit Blick auf die Vergangenheit für einen Fehlschluss. Für den breiten Aktienmarkt rechnet er auf Sicht von zehn Jahren vielmehr nur mit einer Gesamtperformance von rund 2,5 Prozent per annum.

"TINA ist tot!", sagte Preißler in Anspielung auf die in den vergangenen Jahren gerne bemühte Abkürzung für das Motto "There is no Alternative". Alternativen zu Aktien gebe es mittlerweile sehr wohl, so seine Überzeugung. Das heiße aber nicht, dass mit Aktien generell kein Geld mehr zu verdienen sei – in einzelnen Nischen und Sektoren lauerten durchaus Opportunitäten.

"Ich bin bullish!"
Dem schlossen sich andere Referenten an, etwa Alexander Kapfer, Gründer der Investmentboutique Capanum und Berater des Squad Makro Fonds. Chancen wittert er unter anderem im Energiesektor. Peter Dreide, Gründer von TBF Global Asset Management, meint, ein guter Teil des Kursverfalls an den Aktienmärkten liege hinter uns. "Ich bin bullish!", sagte er deshalb. Marcel Maschmeyer, Manager des Paladin One, berichtete, dass Nebenwerte vom jüngsten Ausverkauf besonders betroffen waren. Er sei "sehr optimistisch", dass mit vielen dieser Aktien auf Sicht von drei bis vier Jahren gutes Geld zu verdienen ist.

Insgesamt stellten auf dem von Asset Standard und Funds Excellence veranstalteten Event sieben Manager ihre Strategien und Fonds vor. Neben den genannten Referenten erläuterten Gerald Rosenkranz (Pecunia), Patrick Linden (Clartan Associés) und Norbert Hagen (ICM Investmentbank) ihre Konzepte. (bm)