Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 hat in Europa eine Energiekrise mit massiven Preissteigerungen ausgelöst. Seither jedoch fielen die europäischen Gaspreise auch aufgrund des milden Winters und Maßnahmen zur Reduzierung des Bedarfs wieder. Parallel zu den Gaspreisen kletterte die Inflationsrate auf zweistellige Werte.

Anfang 2022 habe Europa noch eine Zeit lang Gas aus Russland erhalten, so der Asset Manager Schroders. Das sei 2023 nicht mehr der Fall. Auch ein weiterer milder Winter sei nicht garantiert. "Europa konnte einen Großteil des fehlenden russischen Gases durch Flüssiggas kompensieren. Dadurch entstehen jedoch Extrakosten, da auch in anderen Ländern die Nachfrage nach Flüssiggas gestiegen ist", sagt Mark Lacey, Leiter von Global Resource Equities bei der britischen Fondsgesellschaft.

Nachfrage aus China nimmt zu
Zudem sei Chinas Nachfrage nach Flüssiggas 2022 begrenzt gewesen, da die Wirtschaftstätigkeit infolge der Lockdowns beschränkt war. Die wirtschaftliche Erholung Chinas werde auch die Nachfrage nach Flüssiggas steigern, folglich werden auch die Preise steigen. Neue Kanäle für die Belieferung mit Flüssiggas werden zwar aufgebaut, allerdings sind sie erst in einigen Jahren fertig. "Nach unseren Gesprächen mit verschiedenen Energieunternehmen gehen wir davon aus, dass – sofern nicht die höheren Preise zu einer Drosselung der Nachfrage führen – die nächsten 18 bis 24 Monate für Europa wie auch für Asien sehr herausfordernd werden", sagt Lacey.

"Der LNG-Markt kann nicht so weiter wachsen, wenn die Welt das Netto-Null-Ziel im Rahmen der Klimaverpflichtungen erreichen soll", so der Schroders-Experte. Mehr Investitionen würden in erneuerbare Energien fließen. Sie seien eindeutig die langfristige Lösung, stehen aber nicht auf die Schnelle im benötigten Umfang zur Verfügung. "Unserer Meinung nach ist Europa noch nicht über dem Berg, was die Energieversorgung betrifft", warnt Lacey.  (fp)