"In einem klassischen Goldilocks-Umfeld besteht eine Kombination aus schwachem, aber positivem Wirtschaftswachstum, tiefer Inflation und deshalb lockerer Geldpolitik", erläutert Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich. Dies sei äußerst positiv für die Aktien- und Kreditmärkte und nur moderat zinstreibend. "Erstaunlicherweise verhalten sich die Finanzmärkte wie in Goldilocks-Zeiten, obwohl aktuell genau entgegengesetzt ein Anti-Goldilocks-Umfeld vorherrscht", schreibt Thoma in einem Marktkommentar. Rezessionssignale häuften sich, die Inflation bleibe hartnäckig, die Geldpolitik sei historisch restriktiv.

"Die restriktive Geldpolitik der vergangenen Monate wurde durch eine Reihe von liquiditätssteigernden Effekten im privaten Banken- und Kreditsystem ausgeglichen", so Thoma. "Dies erklärt die bisher sehr moderaten Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Aktienmärkte und die Wirtschaft." Alle diese Faktoren schwächten sich jedoch global ab. "Deshalb ist in absehbarer Zeit mit einer wesentlich stärkeren Wirkung der restriktiven Geldpolitik zu rechnen", warnt der Investmentstratege des Schweizer Wandelanleihenspezialisten.

Defensive Positionierung
Auffallend seien die zuletzt leicht steigenden Inflationserwartungen sowohl auf ein Jahr als auch auf fünf Jahre. "Das ist potenziell gefährlich, da die Notenbanken damit länger an ihrem restriktiven Kurs festhalten", stellt Thoma fest. Als Reaktion auf die höheren Inflationserwartungen stiegen die langfristigen Staatsanleihezinsen in den USA und in der Eurozone moderat an. Die Abschwächungssignale verschiedener Konjunkturindikatoren und der sehr schwache Häusermarkt würden dagegen ignoriert. "Insgesamt ergibt sich damit eine problematische Kombination aus steigenden Zinsen, auch am langen Ende, bei gleichzeitig nachgebender Konjunktur", so der Fisch-AM-Experte.

Thoma rät zu defensiver Positionierung und empfiehlt Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensbonds, um vom moderaten Zinsaufwärtsdruck zu profitieren. Als adäquate Aktienalternative für Anleger, die teilweisen Schutz in der Abwärtsbewegung suchen, aber auf mittel- bis langfristige Sicht von Aktienkurssteigerungen ausgehen, empfiehlt er Wandelanleihen. (fp)