Wachstumsaktien standen in den vergangenen Jahren hoch im Kurs. Sie sind bei Anlegern immer noch äußerst beliebt, wie die anhaltende Rally bei Tech-Titeln beweist. Seit November 2020 schauen Investoren aber nicht mehr nur auf die Gewinner der vergangenen Jahre, sondern richten den Blick immer öfter auch auf die bisherigen Nachzügler, berichtet Jacob de Tusch-Lec, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Artemis. "Dieser Trend mag noch in den Kinderschuhen stecken. Einige dramatische Veränderungen lassen sich allerdings schon jetzt beobachten", sagt er.

Der US-Technologiesektor steht für langfristiges, zyklusunabhängiges Gewinnwachstum. Das macht ihn bei Anlegern so beliebt. "Allerdings könnte er in diesem Jahr seit langer Zeit erstmals wieder von Unternehmen mit kurzfristigen, prozyklischen Wachstumsraten überholt werden", sagt de Tusch-Lec. Als Beispiele nennt er Autohersteller und Bergbauunternehmen. Diese dürften sich in den kommenden Monaten von der Corona-Krise erholen. Online-Dienstleister dagegen werden ihre enormen Wachstumsraten wohl nicht fortsetzen können, wenn Menschen wieder echte soziale Kontakte pflegen und nicht mehr nur zu Hause vor dem Computer sitzen.

Wettstreit der Supermächte verändert die Wirtschaft
Der Artemis-Fondsmanager sieht noch weitere Indizien für eine Value-Wende, nicht nur die anziehende Nachfrage. Er weist darauf hin, dass die Corona-Pandemie die Deglobalisierung vorangetrieben hat. Die Wirtschaftswelt zerfällt zunehmend in zwei Teile: Auf der einen Seite die von China dominierte "Sinosphäre", auf der anderen Seite die von den USA beherrschte "Anglosphäre". Je unabhängiger voneinander die beiden Sphären wirtschaften, desto mehr Geld müssen Unternehmen in eigene Fertigungsanlagen und Maschinen stecken statt in Aktienrückkäufe oder den Schuldenabbau. "Besonders auffällig ist dies im Bergbau, im Energiesektor und bei den Investitionsgütern", sagt der Fondsmanager. (fp)