Dass politische Märkte selbst ausgefuchsten Portfolioprofis Probleme bereiten können, zeigt das Beispiel von Michael Hasenstab. Der Chief Investment Officer von Templeton Global Macro und bekennende Fan lateinamerikanischer Anleihen – noch im Februar hatte Hasenstab neben Brasilien- insbesondere Argentinien-Bonds als besonders lukrativ bezeichnet – wurde vom Wahlschock zu Wochenbeginn böse erwischt. Laut Informationen der "Financial Times" (FT) und Berechnungen des Finanznachrichtendienstes Bloomberg schrumpfte das in den sechs von Hasenstab haupt- oder nebenverantwortlich gesteuerten Franklin-Templeton-Fonds gesammelte Kundenvermögen wegen des Argentinien-Debakels um rund 1,8 Milliarden US-Dollar.

Im Einzelnen hat demnach insbesondere der rund 11,3 Milliarden US-Dollar schwere Templeton Emerging Markets Bond, der per Ende Juli laut Homepage des Anbieters eine Argentinien-Quote von immerhin 10,5 Prozent aufwies, zu Wochenanfang rund 3,5 Prozent an Wert respektive 400 Millionen US-Dollar an Volumen eingebüßt. Aufgrund niedrigerer Argentinien-Gewichtungen geringere Verluste erlitten der Templeton Global Total Return (Argentinien-Anteil per Ende Juli von 6,7%; Wertverlust 2,5%) und der Templeton Global Bond (Argentinien-Anteil per Ende Juli von 3,4%; Wertverlust 1,8%). Das amerikanische Investmenthaus wollte die von der FT und Bloomberg kolportierten Zahlen zum Vermögensminus laut "Handelsblatt" weder bestätigen noch korrigieren.

Währung und Börse abgestürzt
Zur Erinnerung: Bei den Präsidentschaftsvorwahlen in Argentinien hatte der von diversen Demoskopen klar favorisierte Amtsinhaber Mauricio Macri am Montag (12. August) eine bittere Niederlage gegen den Linkspopulisten Alberto Fernández aus dem Peronisten-Lager der früheren Präsidentin Cristina Kirchner erlitten, die an der Seite von Fernández Vizepräsidentin werden will.

Nun fürchten vor allem ausländische Investoren, dass beim eigentlichen Urnengang am 27. Oktober die Linken das Ruder übernehmen, das wirtschaftlich gebeutelte Land erneut in den finanziellen Ruin führen und internationale Anleihegläubiger nicht bedienen. Nach Bekanntwerden des Vorwahl-Ergebnisses stürzte der argentinische Peso gegenüber dem US-Dollar lotrecht um mehr als 20 Prozent auf 53 Peso und damit auf ein neues Rekordtief ab. Der lokale Börsen-Leitindex Aktienindex Merval kollabierte um rund 30 Prozent.

Größere Wette, größere Verluste
Der Fairness halber anzumerken ist, dass der abrupte Abverkauf argentinischer Wertpapiere naturgemäß nicht nur einige Franklin-Templeton-Fonds, sondern auch die entsprechenden Emerging-Market-Anleiheportfolios konkurrierender Anbieter wie M&G, Fidelity oder Pimco in Mitleidenschaft gezogen hat. Doch kaum jemand hat in den zurückliegenden Monaten derart forsch und fokussiert auf Argentinien gesetzt wie Hasenstab – was in Anbetracht seines erklärten Faibles für das Land aber nur konsequent ist.

So berichtet das Fachmagazin "Investment Week", dass der Franklin-Templeton-Vordenker – zusätzlich zum damals bereits bestehenden Argentinien-Engagement – im Mai 2018 allein rund 75 Prozent einer drei Milliarden US-Dollar umfassenden argentinischen Emission erworben hatte. (aa/ps)