Die Entscheidung der US-Notenbank Fed vom vergangenen Mittwoch, ihr Ankaufprogramm von Staatsanleihen zunächst unvermindert fortzuführen, hat Anlagestrategen weltweit überrascht. Vermögensverwalter und Fondsmanager stellen sich nun darauf ein, dass die Phase der quantitativen Lockerung vorerst doch weitergeht. Gekoppelt an niedrige Inflation und stetiges Wachstum bilde das den idealen Nährboden für risikoreichere Anlagen, kommentiert Chris Aggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.

AXA: Emerging Markets könnten sich erholen
Aggo gesteht zu, dass er bislang mit einem schnelleren Anstieg der Staatsanleiherenditen gerechnet habe als sich angesichts der neuen Zögerlichkeit der Fed nun abzeichne. "Mittelfristig gilt indes, dass mit zunehmender Erholung der US-Wirtschaft auch die Renditen steigen werden." So dürften Unternehmensanleihen und High-Yield weiterhin besser als Staatsanleihen abschneiden, könnten als Kreditprodukte zudem von einem lebhaften Aktienumfeld profitieren. Auch für die Emerging Markets sei die Ausgangslage im Zuge eines weltweit lebhafteren Wachstumstempos wieder günstiger: "Doch wurde in den letzten paar Monaten bereits zu viel Kapital von den Emerging Markets abgezogen, und bis sich dieser Trend wieder verkehrt, wird es wohl noch eine Weile dauern."

Henderson: Risikoanlagen profitieren
Phil Apel, Leiter des Bereichs Diversified Fixed Income & Rates bei Henderson Global Investors, rechnet mittelfristig ebenfalls mit steigenden Renditen bei US-Staatsanleihen, vor allem bei den Langläufern. Und auch er sieht den gemäßigten Ton der Fed als ein positives Signal für Risikoanlagen wie auf Lokalwährungen lautende Schwellenländeranleihen oder Inflationsanleihen. Die Nicht-Entscheidung über die Reduzierung der Anleihekäufe war indes auch für Apel eine handfeste Überraschung: "Mögliche Erklärungen für den aktuellen Beschluss kreisen um die unlängst wieder schwächeren Zahlen vom Arbeitsmarkt und den jüngsten Anstieg der Langfristzinsen", sagt Apel. Denn das Beschäftigungswachstum sei Dreh- und Angelpunkt in der Vorstellung der Fed von einer nachhaltigen Erholung. "Und da der Häusermarkt der Konjunktur derzeit ordentlichen Rückenwind gibt, sind die Währungshüter darauf bedacht, den Anstieg der Langfristzinsen einzudämmen."

Baader Bank: Der Entzug wird hart
Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, kritisiert das Vorgehen der Fed als Wundertüten-Politik. Es sei angesichts des jüngsten Strategieschwenks und schwammiger Aussagen überhaupt nicht mehr vorhersehbar, was die Fed als nächstes vorhabe: "An langfristigen Strategien orientierte Anleger treibt dieser Blindflug in den Wahnsinn." Immerhin geht Halver davon aus, dass die Fed sich mit einem neuen Anlauf für den Start des Ausstiegs aus der "uneingeschränkten Vollalimentierung der US-Geldpolitik" nun mindestens bis Dezember Zeit lässt, wenn neue Frühindikatoren präziserer Prognosen über den weiteren Verlauf der US-Konjunktur zuließen. Zwar hätten die Anleihen- und Aktienmärkte kurzfristig unübersehbar mit einem "gelpolitischen Freuanfall" reagiert. Es sei aber fraglich, ob das Gebaren der Fed auf längere Sicht nicht wieder mehr Unsicherheit auslöse. Außerdem sei das Ende der Lockerung ja nur aufgeschoben – und das sei ein riskantes Manöver: "Je länger die Druckbetankung anhält, je länger die Finanzmärkte auf (Liquiditäts)-Droge sind, desto schmerzhafter wird der spätere Entzug", warnt Halver. (dw)