Aufgrund der gestiegenen Zinsen bieten Cash-Anlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder auch Geldmarktpapiere derzeit so hohe Nominalzinsen wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Stefan Duderstedt, Leiter für Kunden- und Anlagelösungen bei der Privatbank Merck Finck, rät seinen Kunden aber, die attraktiven Zinsen mit Anleihen über die kommenden Jahre einzuloggen.

Den wichtigsten Grund liefern seiner Meinung nach die Notenbanken: So stehen Zinssenkungen mit hoher Wahrscheinlichkeit bevor, wenn auch in Europa und den USA in unterschiedlichem Ausmaß und Tempo, so Duderstedt. Während der Rückgang der Inflation und die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone eine erste Zinssenkung bereits im Juni und weitere im Jahresverlauf wahrscheinlich machen, sehe es in den USA anders aus. Dort stagnierte die Inflation zuletzt weitgehend oberhalb des Notenbankziels, und das Wirtschaftswachstum ist immer noch robust. Duderstedt: "Wir rechnen daher in den USA nur noch mit ein bis zwei Zinssenkungen im Jahresverlauf."

Kursanstieg bei Anleihen mit längerer Laufzeit und europäischen Unternehmen
Sinkende Leitzinsen würden aber dazu führen, dass mit geringer Verzögerung auch die Zinsen auf Cash-Anlagen wieder fallen werden, warnt der Experte. "Spiegelbildlich dazu sollten wir am Anleihemarkt fallende Renditen sowie steigende Kurse bei Papieren mit längeren Laufzeiten sehen. Anleger können sich diese Situation jetzt noch zunutze machen, indem sie sich attraktive Zinsniveaus durch Investments in Anleihen mit längerer Laufzeit sichern", erklärt Duderstedt. 

Staatsanleihen sollten nicht im Portfolio fehlen, da sie einen Stabilitätsanker bei krisenhaften Entwicklungen bieten und das Portfolio gegen Schocks, zum Beispiel durch geopolitische Verwerfungen, schützen können. Zinssenkungen verbessern aber vor allem die Finanzierungssituation für die Unternehmen, sodass europäische Unternehmensanleihen mit guter Bonität ebenfalls im Kurs steigen sollten. Duderstedt sagt: "Der Renditeaufschlag gegenüber Staatsanleihen ist zwar nicht mehr besonders hoch, aber durchaus noch attraktiv, solange sich das konjunkturelle Umfeld auch wirklich verbessert." Seine Empfehlung: Anleger sollten die Gunst der Stunde nutzen, um eine Erhöhung ihrer Investments im Anleihenmarkt zulasten der Cash-Komponente in Erwägung zu ziehen. (jh)