Europäische Bankaktien haben sich in den vergangenen Monaten gut entwickelt. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, meint Marc Decker, Co-Leiter für Aktien bei der Luxemburger Privatbank Quintet, zu der die deutsche Tochtergesellschaft Merck Finck gehört. Der Aktienexperte sieht gute Gründe, die insgesamt höhere Bewertungen im Bankensektor rechtfertigen.

Starker Jahresstart für europäische Bankwerte
Der europäische Index für Bankenaktien legte seit Jahresbeginn bis Mitte Mai fast doppelt so stark zu wie der europäische Gesamtmarkt und übertraf sogar die US-Bankenwerte. Die beiden großen deutschen Banken, Commerzbank und Deutsche Bank, entwickelten sich in diesem Zeitraum mit etwa 32 Prozent und 28 Prozent besonders gut. Ganz vorne liegen aber italienische Institute wie die Unicredit mit einem Kursplus seit Jahresbeginn von knapp 54 Prozent.

Dieser positiven Entwicklung stehe aber gegenüber, dass gerade die deutschen Großbanken auf eine verlorene Dekade zurückblicken. So konnte sich der Kurs des US-amerikanischen Branchenprimus JP Morgan seit Ausbruch der Lehman-Krise am 15. September 2008 laut Decker um 700 Prozent steigern. "In Europa zeigt sich hier ein heterogeneres Bild", so der Experte: Die französische BNP konnte ihren Aktienkurs zwar mehr als verdoppeln. Dagegen liegt die italienische Unicredit immer noch mit fast 50 Prozent unter dem damaligen Wert. Knapp 53 Prozent beträgt das Minus bei der Deutschen Bank und knapp 84 Prozent bei der Commerzbank.

Positives Momentum dürfte anhalten
Decker glaubt, dass das positive Momentum noch anhalten wird: "Wir erachten den europäischen Finanzsektor, und hier Banken- und Versicherungsaktien, für die nächsten Monate weiterhin als Wachstumstreiber innerhalb des europäischen Aktienmarkts." Der Grund dafür liege in aufkommenden M&A-Phantasien und in der guten Ertragssituation im Rahmen des Zinsgeschäftes. "Auch scheinen die Risikokosten auf niedrigen Niveaus zu verharren und die Kreditbücher relativ unbelastet und die Bewertungen attraktiv", so Decker. Das Argument der relativen Attraktivität gegenüber anderen Sektoren sei zwar nicht neu, aber aufgrund der besseren Ausgangslage vieler Institute spreche aktuell noch mehr für eine weiter positive Kursentwicklung.

Die "Green Shoots", also die ersten positiven Entwicklungen auf der makroökonomischen Seite in Europa, sollten darüber hinaus unterstützend für den europäischen Finanzsektor wirken. Auf Einzelaktienebene wird sich nach Einschätzung des Aktienexperten aber noch die Spreu vom Weizen trennen. (jh)