Der Glaube vieler Anleger an eine weiche Landung der US-Wirtschaft könnte sich als Irrtum erweisen. Darauf macht Eduard Baitinger aufmerksam, Leiter Asset-Allokation der Feri-Gruppe.

Die Hoffnung auf ein "Soft Landing" in den Vereinigten Staaten ist seiner Meinung nach für die vergleichsweise robuste Performance der globalen Börsen auf Jahressicht verantwortlich. "Aus empirischer Sicht ist dieses Szenario jedoch unwahrscheinlich", betont Baitinger. "Die Historie kennt kein Beispiel, bei dem es gelungen ist, die Wirtschaft nach einer Hochinflationsphase so kontrolliert herunterzufahren, dass die Inflation eingedämmt werden konnte, ohne gleichzeitig eine schwere Rezession auszulösen."

Zweite Inflationswelle voraus?
Trotzdem könnte der Glaube an eine weiche Landung die Märkte zunächst weiter antreiben, erläutert der Anlagestratege. "Im späteren Verlauf ist aber eine 'klassische' notenbankinduzierte Rezession deutlich wahrscheinlicher." Noch seien die aktuellen US-Makrodaten positiv und das Rezessionsszenario scheinbar weit weg. "Allerdings ist die Zinsstraffung noch nicht vollständig in der Realwirtschaft angekommen, die negativen Effekte dürften erst 2024 zum Tragen kommen", betont Baitinger. "Sollte sich die bisherige Zinsstraffung als nicht ausreichend erweisen – was man erst mit deutlicher Verspätung feststellen kann – droht sogar eine zweite Inflationswelle."

Aus Anlegersicht wären dann Sachwerte, insbesondere Rohstoffe, im Vorteil, meint der Vermögensverwalter. "In dieser komplexen Gemengelage empfiehlt sich grundsätzlich ein Multi-Asset-Investmentansatz, der in der Lage ist, flexibel auf plötzliche Szenariowechsel zu reagieren", so seine Empfehlung. (fp)