Zu viele Vermögensmanager schauen nach hinten statt nach vorn, kritisiert Stephan Albrech, Vorstand der Vermögensverwaltung Albrech & Cie. "Sie steigen erst dann in einen Trend ein, wenn er sich klar etabliert hat und ihn jeder sehen kann. Dann aber liegt der größte Teil der Bewegung bereits hinter uns." Der Vermögensverwalter bemüht eine Analogie aus dem Straßenverkehr: Wer am Steuer eines Autos sitzt, schaut beim Fahren auch nicht nur in den Rückspiegel. Und wer es trotzdem tut, riskiert einen Crash.

Albrech & Cie hat sich auf die Fahne geschrieben, neue Trends früh zu erkennen. "Deshalb tun wir uns auch schwer mit der aktuellen Aktieneuphorie vieler Banken und Vermögensverwalter", sagt der Anlageprofi. Langfristig ist er zwar ebenfalls optimistisch für Aktien – und das bereits seit Anfang vergangenen Jahres, als die Märkte noch längst nicht so hoch standen wie heute. Aktuell ist aber Vorsicht angebracht, warnt Albrech.

Korrektur wird wahrscheinlicher
Die kommenden Monate werden holprig, ist der Vermögensverwalter überzeugt. "Die weltweiten Aktienmärkte, insbesondere Europa, sind nach unseren Indikatoren mittelfristig überkauft", sagt er. "Es war nur selten eine gute Idee, zu einem solchen Zeitpunkt neue Aktieninvestments einzugehen." Anleger sollten statt mit weiter steigenden Kursen eher mit einer Korrektur von rund zehn Prozent rechnen.

An den Anleihemärkten zweifeln Profis immer stärker daran, dass es wirklich eine Reflation gibt. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist von 2,6 auf fast 2,2 Prozent gesunken, auf das Niveau von Anfang vergangenen Jahres. Auch das ist ein Warnzeichen für den Aktienmarkt, sagt Albrech.

Darüber hinaus ist der Goldpreis in den vergangenen Monaten gestiegen. "Aktien laufen meist nicht so gut, wenn Gold in eine gute Phase kommt", erklärt der Vermögensverwalter. "Aus unserer Sicht ist jetzt nicht die beste Zeit, um am Aktienmarkt Vollgas zu geben." (fp)