Der deutsche Leitindex Dax hat seit dem Tief im März gut 5.000 Punkte aufgeholt, auch US-Technologiewerte boomen. Besonders absurd ist die Entwicklung der Papiere von Amazon und Tesla, findet Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Dr. Lux & Präuner GmbH: "Seit dem Corona-Tief im März hat sich Amazon verdoppelt und Tesla vervierfacht. Bei Amazon führt das zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weit über 200." Tesla könne mit seiner aktuell erreichten Marktkapitalisierung die gesamte deutsche Automobilindustrie aus der Portokasse bezahlen. "Ein KGV gibt es nicht, denn die Firma produzierte ja bisher nur Verluste", merkt Lux an.
 
Tech-Aktien gelten als Profiteure der Pandemie. Deswegen sind sie bei den Anlegern derzeit besonders beliebt. "Der digitale Wandel wird durch die Krise und die sozialen Einschränkungen beschleunigt, da Verbraucher und Unternehmen neue Wege für das Einkaufen, die Unterhaltung und die Gesundheitsversorgung kennengelernt haben", sagt Lux. Die Erwartung der Investoren sei, dass dies vor allem den US-Technologiekonzernen zugutekommt. "Die krassen Kursverwerfungen in den Zukunftsbranchen ergeben sich jedoch auch aus der dramatischen Ausweitung der Geldmenge durch die US-Notenbank Fed, die die Vermögenspreisinflation bei Aktien, Gold und Immobilien weiter beschleunigt", sagt Lux.
 
Realwirtschaft versus Börse
Laut Lux nimmt die Gefahr zu, dass Börsianer die Lage zu optimistisch einschätzen: "Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt das Virus selbst. Zumal gerade in den USA die Corona-Infektionszahlen kräftig weiter steigen. Die erste Welle ist bisher überhaupt nicht zum Stillstand gekommen." Gleichzeitig sei es nicht ungewöhnlich, dass sich Volkswirtschaft und Aktienmärkte in unterschiedliche Richtungen entwickeln. "Die Börse blickt oft voraus. Die Kurse drehen meist deutlich vor der Realwirtschaft. Vorbild für die Bullen ist die große Finanzkrise." Das Rezept von damals wirke auch heute: massive Staatshilfen und Geldspritzen der Notenbanken. (fp)