Die EU verspricht in ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstum, eine einheitliche Definition für nachhaltiges Wirtschaften zu liefern. Es soll ein EU-weites Klassifizierungssystem für die Bereiche Klima, Umwelt und Soziales entstehen. Später könnte darauf sogar eine Art "ESG-Ampel" aufbauen, spekuliert die Branche: genormte Empfehlungen für Verbraucher, die Investoren theoretisch in den Verkaufsprospekten bestimmter Fonds oder auf den Webseiten von börsengelisteten Unternehmen finden könnten.

In der Theorie klingt das sehr gut. Doch ob die Ideen praxistauglich sind, muss sich erst zeigen. Derzeit seien noch viele Fragen ungeklärt, sagt Frank Wieser von der PMP Vermögensmanagement. So müsse sich die EU zum Beispiel überlegen, wie sie mit dem Dreiklang aus Umwelt, Sozialem und Governance (ESG) umgehen will. Ist beispielsweise ein Windkrafthersteller, der ausschließlich Männer im Vorstand hat, ein empfehlenswertes Investment oder nicht?

Gute Absichten alleine reichen nicht aus
Was ist mit Siemens, die als Zulieferer für ein australisches Kohlekraftwerk in der Kritik stehen, aber gleichzeitig zu den innovativsten Unternehmen im Bereich Smart Cities zählen? Wenn der Konzern auf den Australien-Deal verzichten würde, würde die Anlageampel dann auf Grün springen? "So wichtig es ist, die Kreditwirtschaft auf nachhaltiges Wirtschaften und eine entsprechende Kundenberatung zu verpflichten, so wichtig wird eine praxisgerechte Umsetzung sein", sagt Wieser.

Dass gute Absichten alleine nicht reichen und die Lage sogar verschlechtern können, habe jüngst das Beispiel Mifid II gezeigt: "Die Flut von Vorschriften für die Kreditwirtschaft hat die Anlageberatung nur bürokratischer gemacht, aber leider nicht besser", sagt Wieser. (fp)