Die Zinswende hat bereits stattgefunden – auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) das partout nicht wahrhaben will, sagt Ralph Rickassel, Anlageexperte bei PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. Die Rückkehr des Zinses lasse sich an einigen Faktoren erkennen: So sei etwa die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe jüngst auf 0,72 Prozent gestiegen. Im September war diese noch negativ. "Den Marktteilnehmern scheint allmählich klar zu werden, dass die Konjunktur läuft, und zwar dynamisch und auffallend robust", sagt Rickassel.

Immer weniger Anleger würden weiter sinkende Renditen erwarten, wodurch auch die Bereitschaft abnehme, in Anleihen mit negativer Verzinsung zu investieren. Als Konsequenz würden die Renditen am Markt deutlich ansteigen. "Wenn die Renditen für Anleihen wieder attraktiver werden, dann werden sie, zumindest theoretisch, auch wieder zu einer Alternative für Aktien", sagt Rickassel. Diese Überlegungen könnten auch die ersten großen Investoren dazu veranlasst haben, ihre Aktienbestände zu reduzieren und in Anleihen umzuschichten.

Vorsicht bei deutschen Staatsanleihen
Trotz positiver Prognose sieht er für Anleger jedoch weiterhin die Gefahr, mit sicheren deutschen Bundesanleihen erhebliche Verluste einzufahren. "Wenn das Marktzinsniveau weiter steigt, verlieren bestehende Anleihen im Kurs, da sich deren Renditen dem Marktniveau anpassen", sagt Rickassel. Wer kann, sollte vorerst lieber auf ohnehin noch extrem niedrig verzinste deutsche Staatsanleihen verzichten. (fp)