Virtuelle Währungen wie Bitcoin erregen die Aufmerksamkeit von immer mehr Privatanlegern. Aufseiten renommierter Vermögensverwalter haben derartige Kryptowährungen indes kaum Anhänger. Zu den wenigen Befürwortern zählt André Kunze. Doch trotz seiner Bitcoin-Begeisterung schlägt der geschäftsführender Gesellschafter von Prometheus Vermögensmanagement zurzeit warnende Töne an.

Lange Zeit hegte Kunze wegen der Skepsis gegenüber der unkonventionellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank Sympathie für Bitcoin & Co. Das war allerdings lange bevor die Krypowährung Nummer Eins die Schallmauer von 10.000 US-Dollar durchbrach. "Wer 17.000 US-Dollar und mehr für einen Bitcoin zu zahlen bereit ist, wird einen unerschütterlichen Glauben an den 'Krypto-Gott' haben müssen", meint Kunze. Ohnhin ist der Investmentprofi davon überzeugt, dass mindestens 90 Prozent der Bitcoin-Fans die dahinterstehende Technologie und damit den Charakter der Kunstwährung nicht einmal ansatzweise verstehen. Nur so ist auch zu erklären, dass die Masse der Bitcoin-Befürworter einen gravierenden "Geburtsfehler" glatt übersieht.

So stehe hinter dem Bitcoin zunächst die überzeugende Idee, eine von Banken und Staaten unabhängige Währung zu schaffen, die weder durch eine fragwürdige Notenbankpolitik noch durch die freizügige Geldschöpfung des privaten Bankensektors im Wert beeinträchtigt werden kann, erklärt Kunze. "Auf den ersten Blick einleuchtend am Bitcoin klingt zudem, dass dieser nicht – wie traditionelle Währungen – unendlich vermehrt werden kann", fügt der Prometheus-Profi hinzu. Die Begrenzung des Bitcoins auf 21 Millionen Stück solle einer Inflationierung und damit einer realen Abwertung entgegen wirken.

Bitcoin-Bauplan hat Mängel
Genau das aber sei die Crux: Angenommen, der Bitcoin wäre allen anderen Währungen überlegen und setzte sich – ähnlich wie Google bei den Suchmaschinen – gegen den Willen und die Interventionen der Staaten als die Weltwährung schlechthin durch. "In der Praxis würde dies dazu führen, dass sich der Wert des Bitcoins im langfristigen Durchschnitt entsprechend der Wachstumsraten der globalen Weltwirtschaft entwickelt", schlussfolgert Kunze. Denn in Wachstumsphasen müsste einem dann höheren (produzierten) Warenberg ein entsprechend höherer Geldwert gegenüberstehen – schließlich müsste das Mehr an Waren mit einem Mehr an Geld erworben werden. Da die Anzahl an Bitcoins aufgrund der Begrenzung auf 21 Millionen Stück aber nicht steigen kann, muss folgerichtig ihr Wert steigen.

Was zunächst gut klingt, hat realwirtschaftlich betrachtet aber seine Tücken. So mutmaßt Kunze, dass die Investitionsbereitschaft auf Unternehmensebene schlagartig verebben würde, da der Wert des Geldes ja quasi per Automatismus steigt. "Wozu noch investieren? Wer die Bequemlichkeit und die Trägheit der Menschen kennt, weiß, was das heißt: Wir setzen uns kurzerhand aufs Sonnendeck und genießen."

Versiegt das Wachstum dann irgendwann, entweicht auch aus dem Bitcoin mehr und mehr die Luft – und die Party ist zu Ende. "Eines kann der Bitcoin konstruktionsbedingt also nicht sein: Eine stabile Währung. Mit einem derartigen Währungsmechanismus würde unser Wirtschaftssystem vom Regen in die Traufe kommen", mahnt Kunze. (fp)