Im laufenden Jahr ist an den Märkten eine geradezu paradoxe Entwicklung zu beobachten: Die Wirtschaft ist wegen des Coronavirus eingebrochen, die Aktienkurse sind nach dem Crash im Frühjahr aber in die Höhe geschossen. Auch innerhalb einzelner Indizes klaffen gewaltige Lücken. Im S&P 500 sind die Aktien der fünf Tech-Riesen Apple, Amazon, Alphabet, Facebook und Microsoft seit Jahresbeginn um 25 Prozent gestiegen – die übrigen 495 Werte haben dagegen durchschnittlich fünf Prozent verloren. Anleger sollten solche Entwicklungen kritisch hinterfragen, sagt Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg. Das heißt allerdings nicht, dass es immer eine befriedigende Antwort gibt.

Egal, ob Aktien Qualitätsware sind oder Ramsch, teuer oder billig: "Niemand weiß, ob die Kurse steigen oder fallen", sagt Juds. "Wir müssen die Widersprüche an der Börse ertragen." Langfristig entscheiden allerdings die Qualität, der Einstiegspreis und der Anlagezeitraum über die Ertragsdynamik, ist der Anlageexperte überzeugt. An den bewährten Anlageprinzipien festzuhalten, zahle sich langfristig aus. "Überlassen Sie die Spielwiese der Spekulation den anderen", rät Juds. "Bleiben Sie besonnen, auch wenn Sie vermeintliche Gelegenheiten verpassen. Am Ende wird abgerechnet."

Ein Portfolio ist wie eine Fußballmannschaft
Konkret sollten Investoren dem Profi zufolge auf Unternehmen setzen, die über ein solides und auf Wachstum ausgerichtetes Geschäftsmodell verfügen und nur gering verschuldet sind. Ihre Aktien dürfen zudem nicht zu teuer sein, und der Anlagehorizont sollte mindestens fünf Jahre betragen. Markttiming sollten Privatanleger gar nicht erst versuchen, sondern den Spekulanten überlassen, mahnt Juds. "Entscheidend ist die Gesamtstruktur des Portfolios", sagt er. "Wie beim Fußball kommt es auf die Mannschaftsleistung an. Wir brauchen Stürmer und Verteidiger, ein Mittelfeld und den Torwart." So sollte auch das Depot strukturiert sein: Ausgewogen und trotzdem auf Ertrag und Wachstum ausgerichtet. (fp)