Während die anderen Industriestaaten straucheln, kommt Japans Wirtschaft auf die Beine. So prognostiziert die Weltbank für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von 0,8 Prozent – das ist rund doppelt so viel wie für die Eurozone. Und auch der japanische Nikkei-Index stieg seit Jahresanfang mit rund 28 Prozent etwa doppelt so stark wie der globale MSCI World Index. Nach Meinung von Anlageexperten könnte das japanische Konjunktur- und Kurswunder noch andauern.

Attraktiv bewertete Aktien
Japans Wirtschaft profitierte zuletzt besonders von niedrigen Zinsen und dem schwachen Yen, der die Waren auf dem Weltmarkt verbilligte und zu einem regelrechten Exportboom beitrug. Die starken Exporte und die Finanzkraft der Unternehmen dürften sich nach Meinung von Portfoliomanager Shuntaro Takeuchi von Matthews Asia in weiter steigenden Unternehmensgewinnen niederschlagen. Takeuchi sieht aber auch grundlegende Veränderungen: "Konstante Verbesserungen in der Unternehmensführung, wachsende Profitabilität und steigende Anlagepreise haben Japan zu einem langfristigen Wachstumsmarkt gemacht", so der Japan-Experte. Auch Yuichi Murao, Japan-Aktienchef bei Nomura Asset Management, setzt auf das Land: Seiner Meinung nach punktet es mit einer großen Zahl hochprofitabler Unternehmen, die nach langen Jahren der Wirtschaftsflaute im internationalen Vergleich günstig bewertet sind. 

Zuletzt stieg die Hoffnung, dass Japan nach Jahrzehnten die Deflationsspirale überwinden könnte. Auch in Japan kletterten die Verbraucherpreise zuletzt mit rund drei Prozent deutlich – wenn auch weitaus weniger stark als etwa im Euroraum. Dennoch hielt die Zentralbank (BoJ) an ihrem lockeren geldpolitischen Kurs mit einem Leitzins von minus 0,1 Prozent fest und flexibilisierte lediglich die Vorgaben ihres Zinskurvenmanagements. Anders als im Euroraum, wo die phasenweise unkontrollierte Inflation zur Bedrohung wurde, sieht die japanische Zentralbank offenbar noch einen potenziellen Rückfall in Deflation und Wirtschaftsflaute als das größere Risiko an. (jh)