Dividendeninvestoren machen einen Fehler, wenn sie bei der Auswahl von Titeln für ihr Portfolio nur auf die Höhe der Ausschüttungsrendite eines Unternehmens achten, warnt Hubert Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in Starnberg. Hier sei Vorsicht geboten: "Mit einer hohen Dividende werden möglicherweise Investitionen unterlassen, die die langfristige Substanz eines Unternehmens gefährden können."

Grundsätzlich sind Dividenden für Investoren eine feine Sache. Was sie als Rendite ausgeschüttet bekommen, kann ihnen keiner mehr nehmen. "Eine Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent der Gewinne ist damit ein positiver Indikator, dass die Geschäfte gut laufen", sagt Thaler. Gelingt es einem Unternehmen zudem, die Dividende über längere Zeit mindestens konstant zu halten, spricht dies für die Robustheit des Geschäftsmodells.

Kombination ist am besten
Jedoch können Unternehmens es mit ihren Ausschüttungen auch übertrieben – etwa dann, wenn sie ihren gesamten Jahresgewinn ausschütten. "Selbst in schlechten Jahren geschieht das, und manchmal sogar noch mehr", erklärt Thaler. Häufig bestehe ein besonders gieriger Großaktionär auf dem Geld. "Bei der Deutschen Telekom ist dies zum Beispiel der deutsche Staat, der immer noch mit 32 Prozent beteiligt ist. Alle Finanzminister haben die Dividende fest in den Bundeshaushalt eingeplant", so Thaler. Im Übrigen sind auch die vielfach hochgelobten Familienunternehmen manchmal nicht ganz frei von Dividendenübertreibungen.

Deshalb sollten Anleger auf eine Kombination aus einer komfortablen Dividende und soliden Reinvestitionen in ein florierendes Unternehmen achten, sagt Thaler. Ein Beispiel für eine solche Aktie sei der im deutschen Mittelstandsindex MDax notierte Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub: "Dort sitzen Aktionäre mit der Familie Fuchs in einem Boot", so Thaler. 

Das Unternehmen schütte eine maßvolle Dividende von 80 Cent pro Aktie aus. Aktuell beträgt die Dividendenrendite etwa zwei Prozent. "Dividendenjäger werden das auf den ersten Blick als zu gering einstufen. Wer aber die Aktie vor zehn Jahren zu einem Kurs von rund zehn Euro erworben hat – damals mit einer Dividendenrendite von 1,6 Prozent – der freut sich heute über eine Dividendenrendite, bezogen auf den Einstandskurs von acht Prozent", so Thaler. Eine stetig steigende Dividende sei also viel mehr wert als eine hohe optische Anfangsdividende. (fp)