Das Stichwort "Nachhaltigkeit" ist derzeit in aller Munde. Doch steckt dahinter mehr als ein geschickt getarnter Werbefeldzug der Asset-Management-Zunft? "Ja", meint Thomas Wüst. Fondsmanager sollten Nachhaltigkeitskriterien generell mehr Bedeutung beimessen: "Die Kriterien werden bei der Geldanlage auch für institutionelle Investoren immer wichtiger", schildert der Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung aus Stuttgart.

Wüst nennt den staatlichen norwegischen Pensionsfonds als wichtigsten Vertreter, der bei der Anlage seines Vermögens bereits streng auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien achtet. "Insofern ist es ein nicht zu unterschätzendes Qualitätsmerkmal, ob ein Unternehmen Nachhaltigkeitskriterien erfüllt oder nicht", sagt Wüst. Zudem würden diverse Studien belegen, dass Nachhaltigkeitskriterien bei institutionellen Investoren eine immer wichtigere Rolle spielen.

Der Geldprofi sieht unmittelbare Konsequenzen für die Bewertung von Aktien: "Die Abstinenz institutioneller Investoren von der Aktie eines Unternehmens, das derartige Sustainability-Kriterien nicht erfüllt, kann zu einem Bewertungsabschlag führen, den Fondsmanager bei der Titelselektion mindestens berücksichtigen sollten." Umgekehrt könne sich bei Aktien, die als "Best-In-Class"-Nachhaltigkeits-Favorit einer Branche gelten, ein entsprechender Bewertungsaufschlag einstellen.

Neue Investorengruppen erschließen
Schon Fondsmanager, die ganz ohne Nachhaltigkeitsansatz breit in Leitindizes wie den Dax oder den EuroStoxx50 investieren, machen im Grunde vieles richtig: Denn nach Wüsts Zählung sind sie aktuell so zu circa 87 Prozent (Dax) beziehungsweise 89 Prozent (EuroStoxx50) in Unternehmen investiert, die auch in Sustainability-Indizes enthalten sind.

Dennoch erkennt der Vermögensverwalter noch  reichlich Spielraum für Fondsmanager, ihren Einfluss bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen geltend zu machen, die noch Nachholbedarf haben: "Solche Aktien könnten gerade wegen eines Bewertungsabschlags ein interessantes Investment werden, wenn sich das Management des Unternehmens dazu aufmacht, künftig nachhaltiger zu wirtschaften", sagt Wüst.

Hierfür könnten Fondsmanager mit ihrem Einfluss auf Hauptversammlungen und in Meetings mit dem Management entsprechenden Druck aufbauen. "Denn wenn eine Aktie in einen Sustainability-Index aufgenommen wird, erschließt sie sich eine neue Käufergruppe." (fp)