Wahlprognosen sind kein Garant für profitable Investments, sagt Toby Gibb, Leiter Anlagelösungen bei Artemis IM. Angesichts der zahlreichen bevorstehenden Wahlen warnt er Anleger, ihre Anlageentscheidungen daran auszurichten, wer vermeintlich als Sieger aus den Wahlen hervorgehen wird.

Selbst wer mit seiner Wahlprognose richtig liegt, muss noch lange nicht mit seiner Anlage davon profitieren, so Gibb. Er erinnert an die US-Präsidentschaftswahlen des Jahres 2016, als die Meinung vorherrschte, ein Sieg von Donald Trump würde die Märkte destabilisieren. Es kam anders: "Tatsächlich lösten Steuersenkungen und eine lockere Fiskalpolitik eine Aktienrally aus", so Gibb. 

Wahlen bringen selten eine echte Trendwende am Markt
Seine Empfehlung: Anleger sollten Wahlen besser mit einer gewissen Distanz betrachten. Die Volatilität steige zwar in der Regel um den Wahltermin herum, doch führt das Ergebnis nur selten zu einer Trendwende an den Märkten. Diese werden laut Gibb vielmehr von volkswirtschaftlichen Variablen wie Wachstum, Beschäftigung, Leitzinsen und Währungsschwankungen beeinflusst. "Auf diese Faktoren haben Politiker kurz- bis mittelfristig meist nur begrenzten Einfluss – vor allem in Ländern mit unabhängigen Zentralbanken", so der Anlageexperte. 

Das wird seiner Meinung nach auch dieses Jahr so sein, auch wenn die Bandbreite der möglichen Ergebnisse in Bezug auf den Politikmix in wichtigen Volkswirtschaften extrem ausfällt. "Wir gehen dennoch davon aus, dass der Effekt auf die Portfolios begrenzt sein dürfte", so Gibb. Das gelte insbesondere für Großbritannien, aber auch für die USA, wo der S&P 500 immer neue Höhen erklimmt und einige Anleger einen Richtungswechsel befürchten, falls Donald Trump erneut Präsident wird.

Folgen höchstens auf Sektorebene
Zwar unterscheiden sich die Politikansätze von Trump und Joe Biden seiner Einschätzung nach in den wichtigen Bereichen zumeist deutlich, doch hängt die Fähigkeit der beiden Kandidaten, ihre Pläne durchzusetzen, von einer eigenen Mehrheit im Repräsentantenhaus ab. Folglich dürften die Konsequenzen eher auf sektoraler Ebene zu spüren sein. Von einem "Clean Sweep" durch Trump und die Republikaner würden nach Einschätzung des Experten viele der heute stärker regulierten Sektoren wie Finanzen, Gesundheit und fossile Energieträger profitieren. Sollten Biden und die Demokraten einen solchen Erfolg für sich verbuchen können, käme dieser eher alternativen Energien und der Infrastruktur zugute. (jh)