An den internationalen Börsen geht es derzeit wieder hoch her – oder besser rauf und runter. Ein Grund für die Schwankungen sind die Notenbanken, vor allem die Federal Reserve aus den USA, die eine Änderung ihrer Geld- und Zinspolitik angekündigt hat. Höhere Zinsen bedeuten bekanntlich höhere Kreditkosten, die zusammen mit der steigenden Inflation die Gewinnmargen der Unternehmen bedrohen – und damit deren Börsenkurs.

Nach Ansicht von Victor Zhang, Anlagechef von American Century Investments, sind die Fed, aber auch andere Notenbank, nicht der einzige Auslöser für die noch länger anhaltende Volatilität. Er hat insgesamt vier Quellen dafür identifiziert, wie er in einem Kommentar ausführt. 

Zinsen und Lieferketten
Das wären zum einen steigende Zinsen: "Die Zinssätze haben sich schon im Vorfeld der Straffung der Fed-Politik nach oben bewegt. Insbesondere die steigende Inflation und die Erwartung einer Straffung durch die Fed haben die Renditen von Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit Ende 2019 getrieben", betont Zhang. 

Zum anderen gibt es im wahrsten Sinne des Wortes anhaltende Probleme bei den Lieferketten. "Lieferengpässe betreffen beinahe alles, von Computerchips bis hin zu Hähnchenflügeln. Inmitten leerer Regale, überfüllter Häfen und fehlender Lkw-Fahrer steigen die Preise in die Höhe", so Zhang. Zudem gebe es kaum Anzeichen dafür, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in absehbarer Zeit auflösen werde. 

Covid und Russland
Ferner sorge die Covid-19-Pandemie weiter für Probleme, weil die jüngsten Anstiege bei Infektionen zu Engpässen auf dem Arbeitsmarkt führe. Das wiederum betreffe ebenfalls die globalen Lieferketten. Dazu kämen  geopolitischen Spannungen und mögliche Auswirkungen auf Europas Wirtschaft. "Die Besorgnis über eine Beteiligung der USA und Europas am eskalierenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat für zusätzliche Volatilität gesorgt. Russland liefert fast ein Drittel des europäischen Erdgases und Rohöls, das größtenteils durch die Ukraine transportiert wird", so der Experte. 

Trotz aller dieser Probleme rät Zhang rät Anlegern nachdrücklich, dass sie auf den wichtigsten Treiber von Aktienkursen schauen sollten: die Unternehmensgewinne.  Er verweist hierbei auch auf eine Reihe von langfristigen Wachstumstreibern, die sich fortsetzen dürften und von denen viele Unternehmen profitieren können. Dazu zählt er unter anderem die digitale Transformation der Unternehme, den digitalen Zahlungsverkehr, die Entwicklung bahnbrechender Medikamente in der Medizin, oder den Trend zur Elektromobilität. (jb)