Im Gegensatz zu anderen Edelmetallen und Rohstoffen erklimmt der Goldpreis immer neue Rekordniveaus. Reinhard Panse, Anlagechef beim Vermögensverwalter Finvia in Frankfurt, rechnet mit weiteren Kurssteigerungen. Dabei müsste Gold nach den üblichen Marktgesetzen eigentlich Schwäche zeigen.

Denn die Entwicklung des Edelmetalls ist normalerweise eng an den Realzins gekoppelt: Sinkt der Realzins in den USA, dann steigt Gold – und umgekehrt. Mit dem Rückgang der Inflation und den steigenden und hohen Dollar-Zinsen der vergangenen beiden Jahre ist der Realzins im Dollar-Raum deutlich gestiegen, trotzdem legt Gold weiter zu. Dafür sieht Panse mehrere Erklärungen. Ein Grund sind etwa die erhöhten Ausgaben der westlichen Regierungen zur Aufrüstung und Unterstützung der Ukraine. "Das könnte Anleger verunsichert und dazu veranlasst haben, in Gold zu investieren, das sich nicht weginflationieren lässt", so Panse. 

Inflationsschutz und teure Alternativen
Ein weiterer Pluspunkt neben dem Inflationsschutz ist seiner Meinung nach die günstige Bewertung des Edelmetalls im Vergleich zu Aktien. Angesichts der hohen US-Verschuldung und des Rezessionsrisikos überrasche es nicht, dass Investoren verstärkt auf physische Werte setzen. Goldnachfrage komme auch aus China. Nach dem Platzen der Immobilienblase hätten viele Chinesen das Vertrauen in den heimischen Immobilienmarkt verloren. Somit sind Immobilienkäufe nicht beliebt, Spareinlagen nicht risikolos und Aktienkäufe wegen schwacher Performance ebenfalls nicht präferiert, erklärt Panse: "Entsprechend bleibt Gold als sicherste Option bestehen und erfreut sich wachsender Beliebtheit."

Panse setzt daher auf ein Anhalten der Gold-Rally. US-Aktien, US-Immobilien und Bitcoin hält er für überteuert. Bei Aktien präferiert er den europäischen und japanischen Aktienmarkt. Beide seien gemessen an ihren historischen Kursverläufen und anderen Märkten nicht teuer bewertet. (jh)