Anlagechef: Chancen abseits der US-Börsenriesen
Die abgestraften Aktien des Vorjahres könnten eine gute Kaufgelegenheit darstellen, so Neuberger-Berman-CIO Joseph Amato. Chancen sieht er auch bei japanischen Aktien. Bei den US-Megacaps ist er dagegen deutlich zurückhaltender.
Auf den ersten Blick glänzen die US-Firmenergebnisse: Die Gewinne der "Magnificent Seven" sind um 60 Prozent gestiegen, Nvidia konnte seine Gewinne sogar verfünffachen. Doch ein genauerer Blick auf die Zahlen des vierten Quartals zeige ein anderes Bild, sagt Joseph Amato, Investment-Chef bei Neuberger Berman: "Nimmt man die 'Magnificent Seven' heraus, sind die Quartalsgewinne des S&P 500 um zwei Prozent gesunken, die Gewinne europäischer Aktien sogar um elf Prozent." Das schafft ein enormes Potenzial für Enttäuschungen, warnt Amato.
Das Risiko: Wenn die "Magnificent Seven" ihr Wachstumstempo nicht mehr halten können, könnte das rasch zum Problem werden. "Analysten rechnen damit, dass das Wachstum sich spätestens im dritten Quartal deutlich abkühlen könnte – einige sehen zum Jahresende sogar eine Trendwende", so Amato. Auch die globale Wirtschaftslage könnte durchaus kippen, glaubt er: "Wenn die Inflation und die Zinsen nicht wie erwartet fallen, werden Haushalte mit mittleren Einkommen ihre Ausgaben reduzieren müssen."
Steigende Arbeits- und Kreditkosten könnten es Unternehmen schwer machen, ihre aktuellen Margen zu halten. Eine solche Entwicklung könnte über Stellenabbau und sinkende Investitionen rasch zu einer harten Landung führen. Mit China, Deutschland und Großbritannien seien ohnehin bereits große Volkswirtschaften in einer Rezession oder Stagnation, so der Anlagechef.
Potenzial bei abgestraften Aktien
Doch er sieht auch Chancen für Investoren. So seien Aktien von S&P-500-Unternehmen, welche die Umsatz- und Gewinnerwartungen der Analysten nicht erfüllten, zuletzt überdurchschnittlich stark abgestraft worden. "Wer bei amerikanischen Large Caps vorsichtig ist, aber doch in Aktien investieren möchte, könnte bei den schwächeren Aktien des Vorjahres interessante Titel finden", so Amato. Attraktiv findet er auch Japan, wo der Nikkei kürzlich sein Allzeithoch von 1989 überschritten hat. Die japanischen Unternehmensgewinne sind auf Jahresbasis um 42 Prozent gestiegen. Zahlen, die man sonst nur von den "Magnificent Seven" kennt – allerdings bei einem niedrigeren Ausgangsniveau und einem niedrigeren KGV von etwa 15. (jh)
