Semiprofessionelle oder kleinere Anleger, die heute in unternehmerisches Eigenkapital investieren, tun das fast ausschließlich, indem sie Aktien über öffentliche Börsen kaufen. Dort jedoch trüben sich die Chancen seit Jahren ein. Das zeigt ein Artikel, der in voller Länge in der Heftausgabe 1/2022 von FONDS professionell erschienen ist.

Unternehmen bleiben zum Beispiel viel länger privat. Im Durchschnitt gehen sie acht Jahre später an ein öffentliches Handelsparkett als noch vor 20 Jahren. Und wenn der Börsengang (IPO) dann ansteht, ist die Bewertung neun Mal höher als damals. Anleger, die bis zum IPO warten müssen, steigen also zu deutlich höheren Preisen ein als früher. Ein wesentlicher Teil der Wertentwicklung geschieht abseits der Börse.

Magere Kurszettel
Das sieht man an den Einhörnern, Unternehmen, deren Marktwert über eine Milliarde US-Dollar steigt. Nicht selten verdoppeln sie ihren Wert allein von einer Finanzierungsrunde zur nächsten, also oft innerhalb weniger Monate. Public-Markets-Anleger können da nur von außen zusehen. Und sie müssen sich mit einer Abmagerung der amtlichen Kurszettel abfinden: So ist zum Beispiel die Zahl börsengelisteter Unternehmen am großen US-Markt in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 38 Prozent geschrumpft, während sich die Zahl der privat finanzierten Gesellschaften mehr als verfünffacht hat. Unter diesen Voraussetzungen wird der Zugang zu Private Equity – bei allen Risiken – auch zur Gleichberechtigungsfrage. Größte Hürde für den Einstieg ist derzeit das Mindestkapital: Echte Privatmarktinvestments starten selten unter fünf Millionen Euro.

Mehrere Anbieter haben in den vergangenen Jahren versucht, an solchen Schwellen zu rütteln. Dazu zählt das Berliner Start-up Moonfare. Schon heute stehen die rund 50 Privatmarktfonds ab 50.000 Euro offen. Allerdings muss man dafür ein "qualifizierter Privatanleger" sein, mit liquiden Mitteln von mehr als 250.000 Euro auf der hohen Kante. Die Zugangsregeln sollen bald lockerer werden. "Wir arbeiten an einem Einstiegsniveau ab 10.000 Euro. Unser Ziel ist, Private Equity zu demokratisieren", sagt Gründer und Geschäftsführer Steffen Pauls. Bis Jahresende 2022 soll das möglich sein.

Moonfare unterhält derzeit rund 25 Partnerschaften mit Kreditinstituten. Diese tragen dem Start-up rund ein Drittel der verwalteten Gelder zu. In Österreich kooperiert Moonfare mit der Kathrein Privatbank. "Es gibt mittlerweile keine Bank, bei der Private Equity kein Thema ist", so Pauls.

ELTIF-Regime wird überarbeitet
Auch die EU hat mit ihrem ELTIF-Regime (European Long-Term Investment Fund) 2015 einen Rahmen für geschlossene Fonds mit vorgegebener Laufzeit geschaffen, der institutionellen und privaten Anlegern Investitionen in illiquide Anlagen erleichtern soll. Stefan Becker, Experte des Vermögensverwalters Neuberger Berman (NB), sagte bei einem Seminar des Analysehauses Scope, ELTIFs würden private Märkte öffnen: "Frei nach dem Motto: From Wall Street to Main Street." NB, gut verankert bei institutionellen Investoren, spricht mit dieser Struktur seit einiger Zeit Privatanleger an: 2022 wurde der zweite Private-Equity-ELTIF aufgelegt, weitere sollen folgen. Die Retailtranche ist ab 25.000 Euro zugänglich. NB hat außerdem einen einmaligen Kapitalabruf eingezogen. Oft holen sich Private-Markets-Fonds das zugesagte Geld nicht einmalig, sondern, sobald Zukäufe anstehen, was kleinere Anleger administrativ belastet. Das Echo war groß – in Österreich sind die Produkte im Unterschied zu Deutschland aber nicht erhältlich.

Damit ELTIFs tatsächlich zum Kassen-Hit werden, muss der europäische Gesetzgeber nacharbeiten. Bisher gibt es aber nur rund 60 ELTIFs. In Österreich haben überhaupt nur sechs ELTIFs eine Zulassung für den Vertrieb an Private. Nun wird die Richtlinie überarbeitet: Die Mindestbeteiligung von 10.000 Euro soll fallen – genauso wie die Vorgabe, dass man höchstens ein Zehntel seines liquiden Vermögens investieren darf. 

Eine Frage der Auswahl
Private Märkte bieten gegenüber öffentlichen Börsen weniger Transparenz und geringere Liquidität, dafür aber ein ­höheres Renditepotenzial. Allerdings: Ob die Strategie aufgeht, hängt noch deutlicher als bei anderen Assetklassen am Geschick des Portfoliomanagers: Während an den Aktienbörsen dank strenger Veröffentlichungspflichten alle auf die gleichen Informationen zugreifen können, erzielt ein Private-Equity-Manager gerade durch Branchen- und Insiderwissen einen Vorsprung.

"Die Auswahl des Managers ist der entscheidende Faktor für die Performance", sagt Marco Bizzozero, Leiter des internationalen Geschäfts beim US-Private-Equity-Start-up iCapital. Er empfiehlt, nicht nur auf den Track Record zu achten, sondern auch darauf, ob die Mehrerträge der Vergangenheit tatsächlich am Manager ­liegen oder nur an der guten Marktentwicklung. Wichtiger als die Größe eines Anbieters sei das Spezialwissen des Teams, so Bizzozero. (eml)


Der gesamte Artikel ist in der FONDS professionell Heftausgabe 1/2022 erschienen. Er kann auch im E-Magazin ab Seite 158 gelesen werden.