An den Kinokassen ist die Barbie-Verfilmung ein Riesenerfolg. Emma Hall, Investment-Analystin bei Aegon Asset Management, hat sich den unter Regie von Greta Gerwig gedrehten Film angeschaut und aus ESG-Perspektive eine etwas andere Kritik verfasst. Und die fällt gut aus: "Der Barbie-Film bringt die Botschaft der Vielfalt weiter voran", urteilt Hall. 

Besonders gefallen hat der Analystin eine Szene, in welcher der von Will Ferrell gespielte Mattel-Chef die rein männliche Vorstandsetage des Barbie-Herstellers gegenüber der Film-Barbie rechtfertigt, indem er sagt: "Wir sind ein Unternehmen, das buchstäblich aus Frauen besteht... Wir hatten in den 90er Jahren Jill Barad als CEO, dann nochmal irgendwann eine Frau als CEO – das sind schon mal zwei." Und weiter: "Ich bin der Sohn einer Mutter, ich bin der Neffe einer weiblichen Tante." 

Geschlechtervielfalt ist noch nicht erreicht
Diese Szene hat für Hall Symbolcharakter über den Film hinaus. Tatsächlich ist der Vorstandsvorsitzende des Barbie-Herstellers Mattel ein Mann, und auch die im Film angeführte geringe Anzahl weiblicher Vorstandsvorsitzender in der Geschichte des Unternehmens sei korrekt, so Hall. Zum Glück sei aber der heutige Vorstand von Mattel vielfältiger. "Fünf der zwölf Vorstandsmitglieder sind Frauen", so Hall.

Vielleicht ist auch das ein Grund für den aktuellen Erfolg, denn Hall verweist auf eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2019: Diese stellte fest, dass Unternehmen, die in Bezug auf die Geschlechtervielfalt in den Führungsteams im obersten Viertel liegen, mit 25 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit überdurchschnittliche Gewinne erzielen als Unternehmen, die im untersten Viertel liegen. Doch noch immer besteht erheblicher Aufholbedarf. So hat der jüngste FTSE Women Leaders Review gezeigt, dass sich zwar Verbesserungen abzeichnen, aber 50 Prozent der Unternehmen im britischen FTSE-250-Index im Vorstand einen Frauenanteil von unter 33 Prozent aufweisen.

Gewinn für Vielfalt und für Nachhaltigkeitsbewegung insgesamt
Für Hall ist der Barbie-Film jedenfalls ein unbestreitbarer Gewinn für die Vielfalt und damit für die Nachhaltigkeitsbewegung insgesamt. Das gelte gerade für die USA "in einer Zeit, in der Unternehmen beschließen, in andere US-Bundesstaaten umzuziehen, weil sie Repressalien befürchten, weil sie sich zum 'Don't Say Gay'-Gesetz in Florida geäußert haben, und weil sie den Zorn des Online-Hasses zu spüren bekommen, nachdem sie ein Drag-Queen-Video zum Pride-Monat veröffentlicht haben". In dieser Zeit seien solche Zeichen für Vielfalt besonders wichtig – Unternehmenserfolg hin oder her. (jh)