Mit der Ankündigung des 100-Prozent-Zolls auf chinesische Elektrofahrzeuge hat die US-Regierung den Handelskrieg bei Zukunftstechnologien auf eine neue Eskalationsstufe katapultiert. Während chinesische E-Autos damit de facto vom US-Markt ausgeschlossen werden, dürfte die Nachfrage der E-Fahrzeugproduzenten nach Industriemetallen wie Kupfer weiter hoch bleiben und deren Preise treiben, so Tom Bailey, Research-Leiter bei Han-ETF.

"Der neue Zoll wird chinesische Elektrofahrzeuge praktisch vom US-Markt ausschließen", sagt Bailey. Kurzfristig dürften die Auswirkungen auf US-Verbraucher und chinesische Hersteller seiner Meinung nach gering sein, da Elektroautos aus dem Reich der Mitte auch bislang kaum in die USA exportiert wurden. Im Gegensatz zu den boomenden chinesischen Exporten nach Europa und in Schwellenländer. Nach seiner Einschätzung dürfte die Maßnahme China auch perspektivisch davon abhalten, auf dem US-Markt Fuß zu fassen – zumindest solange die Zölle in Kraft sind.

Handelskrieg erfasst auch Technologien der Energiewende
Zwar könnten chinesische Unternehmen die Zölle etwa durch die Einrichtung von Produktionsstätten in Drittländern wie Mexiko umgehen, so Bailey. Allerdings sei die Wirtschaftspolitik des Landes derzeit darauf ausgerichtet, die inländischen Herstellungskapazitäten zu stärken. Er hält es daher für unwahrscheinlich, dass die chinesische Regierung Produktionsstätten im Ausland großzügige staatliche Unterstützung gewähren wird.

Die Einführung der Zölle verdeutlicht für den Han-ETF-Analysten den zunehmenden geopolitisch motivierten Protektionismus: Im Zentrum der industriepolitischen Maßnahmen stehen die mit der Energiewende verbundenen Technologien. Trotz dieser Herausforderungen für die Energiewende und des zunehmenden "grünen Handelskriegs" bleibt Bailey optimistisch für die Nachfrage nach wesentlichen Metallen, die für die Technologien zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen unerlässlich sind: Insbesondere bei Kupfer rechnet er mit mehr Nachfrage. (jh)