"Mit den jüngsten Entwicklungen in Europa und den USA ergibt sich unserer Ansicht nach eine interessante Einstiegsgelegenheit für ein grundsätzlich freundliches Aktienjahr 2023", schreibt Benedikt-Luka Antic, Analyst bei der Raiffeisen Bank International (RBI) in Wien, in einem aktuellen Marktkommentar.  

Das gegenwärtige Umfeld dürfte speziell dem im Vorjahr unter Druck geratenen Technologie- und zyklischen Konsumsektor in die Karten spielen, meinen Antic und seine Kollegen, die "insbesondere für den Nasdaq-100 weiterhin ein überproportionales Potenzial auf Jahressicht sehen". Ein ebensolches billigt Raiffeisen Research dem Hang-Seng-Index in Hongkong zu. "Aufgrund der mittlerweile niedrigen Covid-19-Ansteckungszahlen rechnen wir mit einer sich deutlich aufhellenden Konjunktur", so der Analyst.

Zuversicht für ATX und Dax
Auch für die Börse in Österreich zeigen sich die Wiener optimistisch: "Dem heimischen ATX trauen wir im gegebenen Umfeld insbesondere auch aus Bewertungsargumenten heraus im Jahresverlauf mehr zu als anderen europäischen Indizes." Den österreichischen Leitindex sehen die RBI-Strategen am Jahresende bei 3.700 Punkten, am Donnerstagnachmittag notierte er bei 3.470 Zählern. Für den deutschen Dax prognostizieren die Experten fürs Jahresende einen Stand von 16.300 Punkten, zuletzt notierte er bei 15.500 Zählern.

"Im bisherigen, wenn auch kurzen, Aktienmarktjahr 2023 hatten die Bullen das Ruder klar in der Hand, wobei die Marktentwicklungen sowohl von makroökonomischen als auch unternehmensseitigen Impulsen getrieben wurden", erläutert Antic. Die Geldpolitik von EZB und US-Notenbank sowie die mittlerweile auf Hochtouren laufende Berichtssaison seien die Taktgeber an den Börsen gewesen. Der zinssensitive Nasdaq-100 habe vom gedrosselten Zinserhöhungstempo sowie der Hoffnung einiger Anleger auf ein baldiges Ende des US-Zinsanhebungszyklus profitiert – trotz mahnender Worte von Fed-Chef Jerome Powell – und den Standardwerteindex Dow Jones hinter sich gelassen.

Kein starker Gewinneinbruch
Mit Blick auf die bisherige Berichtssaison stellt Antic fest: "Wir sehen bei den Gewinnen zwar weiterhin kurzfristig die Gefahr von negativen Revisionen, positiv ist aber ganz klar, dass bislang kein starker Gewinneinbruch für die breite Unternehmenslandschaft auszumachen ist."

Die jüngsten makroökonomischen Daten aus den USA deuteten, wie bereits in Europa, auf eine Bodenbildung hin. "Zusammen mit dem potenziell bevorstehenden Ende des Zinsanhebungszyklus in den USA – unsere Ökonomen gehen hier von einem weiteren Zinsschritt in Höhe von 25 Basispunkten im März aus – sehen wir aufgrund dessen auf Jahressicht ein klares Outperformance-Potenzial des US-Aktienmarktes gegenüber Europa", so Antic. (ohm)