Aufgrund ihres höheren Risikos müssen Unternehmen auf ihre Anleihen mehr Zinsen bieten als etwa der deutsche Staat auf seine Bundesanleihen. Dieser Risikoaufschlag oder Spread kann im Zeitverlauf allerdings stark schwanken, wie Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, erläutert. Er hat geschaut, was dies für die Renditeerwartung von Investoren bedeutet. Dafür untersuchte Kielkopf den Credit Spread des Bloomberg Global Corporate Bond Index. Die Auswertung umfasst den Zeitraum von Oktober 2000 bis Februar 2024.

Dabei zeigte sich: Seit dem Jahr 2000 habe der Aufschlag, den Emittenten von Unternehmensanleihen Anlegern bieten mussten, im Mittel rund 1,4 Prozentpunkte betragen. Geht es an den Kapitalmärkten ruhig zu, sinkt der Spread deutlich unter einen Prozentpunkt. Bei Krisen schießt er dagegen nach oben. Dann schwindet das Vertrauen und die Emittenten müssen deutlich mehr bieten, um ihre Bonds zu platzieren. Während der Finanzkrise habe dieser Aufschlag zum Teil bei mehr als fünf Prozentpunkten gelegen. Aktuell beträgt der Spread demnach 1,1 Prozentpunkte. Kielkopf: "Investoren können von Unternehmensbonds also nur eine geringe Mehrrendite gegenüber Staatsanleihen erwarten." 

Tatsächlich realisierte Einjahresrenditen
Credit Spreads sagen jedoch nicht viel über die realisierten Mehrerträge aus, wie der Analyst erklärt. Wie diese auf Einjahresperioden ausfielen, berechnete er unter Berücksichtigung der Höhe der Credit Spreads. Im Gesamtzeitraum lag der durchschnittliche Aufschlag, den Investoren mit Unternehmensanleihen einstreichen konnten, demnach bei 0,7 Prozentpunkten per annum. In der Tendenz habe dabei gegolten: "Je höher der Spread, desto höher fielen auch die realisierten Renditen aus." Da es vor allem bei hohen Spreads zu deutlichen Abweichungen in beide Richtungen kommen könne, sei eine breite Streuung über Staats- und Unternehmensanleihen ratsam.

Woher aber kommen die relativ großen Unterschiede zwischen den in den Credit Spreads erwarteten Mehrrenditen und den tatsächlich realisierten Einjahresrenditen? "Der Spread bezieht sich nicht nur auf ein Jahr, sondern auf die gesamte Restlaufzeit der Anleihen. Aktuell sind das im Mittel sechs Jahre", erläutert Kielkopf. Wenn der Spread sinke, bedeutet das, dass die Kurse von Unternehmensanleihen steigen. Umgekehrt führe ein Anstieg des Spreads zu einem Rückgang der Kurse. "Die realisierte Rendite hängt also nicht nur vom Spread ab, sondern auch von dessen Veränderung im Laufe der Zeit." (fp)