Faktor-Anlagestrategien auf den US-Aktienmarkt können in US-Wahljahren besonderen Mehrwert liefern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Vermögensverwalters Wisdom Tree auf Basis der Börsendaten von 1963 bis 2023. Die entsprechenden Daten erstrecken sich über fast 15 Amtszeiten und zehn verschiedene Präsidenten, darunter fünf Republikaner und fünf Demokraten. Doch auch in den Jahren zwischen den Wahlen zeigen die Märkte deutliche Muster.  

"Faktoren sind bestimmte Merkmale von Aktien, deren signifikanter Einfluss auf die Kursentwicklung wissenschaftlich fundiert ist", erläutert Pierre Debru, Studienautor und Leiter Quantitatives Research und Multi-Asset-Lösungen bei Wisdom Tree. Für die Studie wurden vier gegensätzliche Faktor-Aktiengruppen gebildet und deren Wertentwicklung miteinander verglichen: hohe Qualität/geringe Qualität, Large Caps/Small Caps, günstig/teuer (nach Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV) und hohe/geringe Dividendenausschüttungen.

Wahljahre verstärken Ausprägungen
"Bei allen Analysen ist festzustellen, dass sich der üblicherweise zwischen beiden Aktiengruppen zu beobachtende Aufschlag in Wahljahren noch vergrößert", so Debru. Demnach schneiden Aktien mit hoher Qualität besser ab als der Markt, während Aktien mit geringer Qualität dem Markt hinterherhinken. Daraus ergibt sich in einem durchschnittlichen Jahr ein Ergebnisunterschied von 3,4 Prozentpunkten zugunsten hoher Qualität. "In Jahren mit Präsidentschaftswahlen erhöht sich dieser Unterschied auf 5,3 Prozentpunkte", sagt Debru.

Ähnlich ist das Bild bei Small Caps: Sie übertreffen im langjährigen Schnitt Large Caps um 2,4 Prozentpunkte pro Jahr. In Jahren mit Präsidentschaftswahlen erhöht sich dieser Unterschied auf 5,3 Prozentpunkte. Besonders deutlich ist der Unterschied bei Value-Aktien: Von durchschnittlich 3,4 Prozentpunkten steigt ihre Outperformance in Wahljahren auf 10,8 Prozentpunkte. Auch Aktien mit hoher Dividende schneiden in Wahljahren mit einem Vorsprung von 3,8 Prozentpunkten im Schnitt noch besser ab als im langfristigen Trend mit 0,5 Prozentpunkten Zusatzperformance.

Drittes Präsidentschaftsjahr mit Top-Performance
Auch die Marktentwicklung zwischen den Wahlen zeigte klare Muster. Das mit Abstand stärkste Jahr ist in der Regel das dritte Jahr der Amtszeit eines Präsidenten: Im Schnitt legen die US-Aktienmärkte dann um 22 Prozent zu, während die durchschnittliche Performance über ein Jahr (unabhängig vom Jahr der Präsidentschaft) 11,6 Prozent beträgt. Das zweite Jahr der Amtszeit ist das schwächste mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung von 1,9 Prozent.

Das erste und das letzte Jahr der Amtszeit weisen jeweils eine durchschnittliche Performance auf. "Betrachtet man jedoch die Aktienentwicklung in diesem vierten Jahr genauer, fällt auf, dass das erste Trimester in der Regel recht schwach ist und fast keine Performance erzielt wird", so Debru. Mit bislang rund acht Prozent Kursplus im S&P 500 ist das Jahr 2024 also auf gutem Weg, in immerhin dieser Hinsicht eine Ausnahme zu bilden. (jh)