Die Bewertungen des US-Aktienmarkts sind erhöht, historisch gesehen aber nicht extrem, lautet die aktuelle Einschätzung des Marktanalysten Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Rethfeld ist Herausgeber des Börsenbriefes "Der Wellenreiter" und Betreiber der Webseite wellenreiter-invest.de. Mit seinen Analysen traf er – vor allem in den Jahren 2007 und 2008 – oft ins Schwarze.

Viele Marktteilnehmer sind wegen der ultralockeren Geldpolitik der Fed und der rasanten Kursverläufe in den letzten Jahren stark verunsichert. Es scheint aus ihrer Sicht nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Spekulationsblase platzt. Zu der Verunsicherung trägt auch ein Chart bei, der derzeit an der Wall Street die Runde macht. Mehr Aussagekraft als die bloße Überlagerung von Chartbildern dürfte jedoch eine Analyse von Fundamentaldaten haben. Um die Frage, ob der US-Aktienmarkt überbewertet ist, zu beantworten, zieht Rethfeld mehrere Maßstäbe heran.

Einer dieser Maßstäbe ist der gleitende Durchschnitt (GD) über vier Jahre. Die Distanz des Dow Jones Index zu seinem Vier-Jahres-GD scheint aktuell groß. Anfang dieses Jahres lag der Unterschied bei rund 4.000 Punkten. Der Dow Jones lag 30 Prozent über seinem Vier-Jahres-GD. In der Vergangenheit sind Extrema von 40 Prozent und teilweise weit mehr aufgetreten. So habe sich der Dow Jones im Jahr 1987 knapp 70 Prozent von seinem Vier-Jahres-GD entfernt. Es folgte bekanntlich ein Crash. Im Sommer 1929 habe diese Entfernung 82 Prozent betragen. Das könnte einen Höchstwert für die Ewigkeit darstellen, meint Rethfeld.

Kennzahlen präsentieren sich undramatisch
Mit Hilfe des Shiller-KGV werde der Kurs des Index S&P 500 in Relation zum durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis der vergangenen zehn Jahre gesetzt. Das Shiller-KGV liegt aktuell bei 26,4. Diese Kennziffer liegt oberhalb des normalen Korridors, aber unterhalb der Bewertungen von 1929 und der Jahre 1998 bis 2007. Der Verlauf der Bewertungskennziffer Tobin's Q unterscheide sich kaum vom Shiller-KGV. Auch hier sei der Korridor nach oben verlassen worden. Die Überbewertung des Jahres 2000 sei aber bisher nicht erreicht worden.

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Eine dritte Bewertungskennziffer liefert die Marktkapitalisierung eines Landes im Verhältnis zum BIP. Ist dieses Verhältnis zu hoch, sei der Aktienmarkt überbewertet, so der Analyst. Die Gesamtmarktkapitalisierung der USA lag Ende Januar bei 18,7 Billionen US-Dollar. Das nominale BIP beträgt rund 17,1 Billionen US-Dollar. Die Marktkapitalisierung entspricht demnach 110 Prozent vom BIP. Auch hier sei der langjährige Korridor, der bis 1970 zurückreicht, nach oben hin verlassen worden. Der Spitzenwert des Jahres 2000 wurde bis dato auch hier nicht erreicht. (dw)