An den Börsen sind deutliche Anzeichen einer Überhitzung zu sehen, vor allem im Technologiesektor. Zugleich hat das Niveau der öffentlichen Verschuldung ein neues Rekordhoch erreicht. Müssen Anleger nun eher eine Aktien- oder eher eine Kreditblase befürchten? Womöglich beides, sagt Didier Borowski, leitender Makro-Stratege bei Amundi. "Die aktuelle Situation könnte eine Mischung aus Aktien- und Kreditblase sein."

Blasen am Aktienmarkt zeichnen sich durch übermäßige Zuflüsse aus, die sich aus einem überbordenden Optimismus und hohen Investitionen in Innovationen speisen. "Sie wirken sich hauptsächlich auf wohlhabende Haushalte und schnell wachsende Unternehmen aus, aber kaum auf die große Mehrheit", sagt Borowski. Eine Ansteckungsgefahr für andere Branchen als die akut blasengefährdeten sieht er nicht. Gefährliche Übertreibungen auf der Kreditseite entstehen wiederum durch überschüssige Liquidität. Ihr Treiber ist eine zu hohe Verschuldung bei Sachwerten, erklärt der Amundi-Stratege. "Sie neigen dazu, sich über ein breites Spektrum von Wirtschaftsakteuren auszubreiten, darunter auch Haushalte mit niedrigem Einkommen."

Raus aus Tech-Titeln
Kreditblasen sind die deutlich größere Gefahr, warnt Borowski. "Eine Aktienblase wird hauptsächlich die überschüssigen Ersparnisse bereits wohlhabender Personen schrumpfen lassen und in der Finanzsphäre verbleiben, mit geringen Auswirkungen auf die Realwirtschaft." Das Kapital wird nach dem Crash einfach umgeschichtet oder bleibt für eine Weile auf dem Konto liegen. Gehen kreditgetriebene Spekulationen in die Binsen, hat das dagegen Folgen für den Banksektor und führt zudem dazu, dass Kapital aus der Wirtschaft abgezogen wird, was wiederum das Potenzialwachstum dämpft.

Die gute Nachricht: Obwohl derzeit Anzeichen für beide Blasen-Varianten zu beobachten sind, stehen die Zeichen laut Borowski bislang eher auf Aktien-Crash. Ein solcher könnte als Kollateralschaden der ultralockeren Notenbankpolitik verbucht werden. Der Rat des Amundi-Strategen: "Anleger sollten ihr Portfolio allmählich weg vom hoch bewerteten Tech-Sektor in andere Segmente umschichten, um eine konträre Position einzunehmen, wenn die Blase platzen sollte." (fp)