Die Aktienindizes in Europa sind im Zuge der Corona-Krise massiv gefallen, die Volatilität ist sprunghaft gestiegen. "Die Nachfrage nach sicheren Anlagen ist auf Rekordniveau", berichtet Pascal Blanqué, Chefanlagestratege bei Amundi. Gold und US-Staatsanleihen sind heiß begehrt. Der fallende Ölpreis hat die Unsicherheit Anfang der Woche noch verstärkt. "Wir denken, dass die Marktteilnehmer von einer übertriebenen Selbstgefälligkeit zu einem übertriebenen Pessimismus gewechselt sind und nun eine längere Periode stagnierenden Wachstums erwarten", erklärt Blanqué.

Der Amundi-Experte geht indes davon aus, dass die Corona-Krise den Aktienmärkten nur einen vorübergehenden Rückschlag beschert, gefolgt von einer raschen Erholung. Zwar liegt auch eine globale Rezession im Bereich des Möglichen, räumt er ein. "Aber wir glauben, dass dies im Moment noch ein Extremszenario wäre." Blanqué rechnet damit, dass die großen Notenbanken fiskalpolitische Schritte ergreifen werden, und verweist zudem auf China, wo sich die Wirtschaft allmählich wieder vom Corona-Schock erholt.

Das zweite Halbjahr wird besser
Der größte Feind des Anlegers ist momentan die Angst, urteilt der Stratege. "Anleger sollten wachsam bleiben, aber nicht zu sehr auf die aktuellen Marktbedingungen reagieren", rät er. Seiner Einschätzung nach könnten sich jetzt sogar Chancen für Langfrist-Investoren eröffnen: bei fundamental starken Unternehmen, die im Zuge des allgemeinen Ausverkaufs mit abgestraft wurden.

Das mittelfristige Wachstumspotenzial rund um den Globus ist intakt, erklärt Blanqué. "Sobald sich die Epidemie stabilisiert hat, könnten sich die Volkswirtschaften erholen – allerdings wohl eher im zweiten Halbjahr als im zweiten Quartal", sagt er. "Sie könnten einen Teil des verlorenen Bodens wieder gut machen." Lediglich Tourismus und Luftverkehr dürften etwas länger brauchen, um sich zu regenerieren. (fp)