Deutschlands Wirtschaftsleistung schrumpfte im ersten Quartal um 0,3 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten, nachdem sie zwischen Oktober und Dezember bereits um 0,5 Prozent gesunken war, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag (25.05.) mit. Grund für den Rückgang waren ein Einbruch der Staatsausgaben und ein Rückgang der Ausgaben der privaten Haushalte, da die hohe Inflation die Verbraucher belastete. Die Investitionen stiegen jedoch an, angeführt vom Baugewerbe.

Das Ergebnis enttäuscht Hoffnungen, die Bundesrepublik würde ohne anhaltenden Abschwung durch das schwierige Umfeld navigieren. Das Land ist zwar den düstersten Wirtschaftsszenarien nach der russischen Invasion in der Ukraine entkommen. Eine Rezession konnte doch nicht vermieden werden, wie Bundeskanzler Olaf Scholz noch im Januar gehofft hatte.

Ifo-Index erstmals seit acht Monaten gesunken
Schuld daran ist vor allem das verarbeitende Gewerbe, in dem ein sich verschärfender Abschwung die von vielen für die kommende Zeit erwartete Trendwende in Frage stellt. Die Schwäche der Industrie lastet auf den Geschäftsaussichten – der Erwartungsindex des Ifo-Instituts ist im Mai zum ersten Mal seit acht Monaten gesunken, während eine Umfrage der Lobbygruppe DIHK auf eine Stagnation des BIP im Jahr 2023 hindeutet.

Die Bundesbank verbreitete in ihrem Monatsbericht erst gestern etwas Optimismus und mutmaßte, dass die Wirtschaft im laufenden Quartal "leicht" wachsen könnte, da große Auftragsbestände, eine Lockerung von Lieferengpässen und niedrigere Energiekosten die Hersteller unterstützen. Aber die Nachfrage nach Gütern bricht ein, da die Verbraucher angesichts der hohen Inflation lieber in Freizeit und Reisen investieren. Dadurch wird das Wirtschaftswachstum immer ungleichmäßiger.

"Erwartbare Stabilisierungsrezession"
"Die Frühindikatoren lassen erwarten, dass es im zweiten Quartal ähnlich schwach weitergeht", meint Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist bei der LBBW. "Im Grunde eine erwartbare Stabilisierungsrezession nach den Zinserhöhungen der EZB." Für die Volkswirte der Commerzbank ist eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlicher als ein Aufschwung, wie ihn die meisten ihrer Kollegen weiterhin prognostizieren.

Die Inflation ist nicht hilfreich: Sie liegt immer noch bei über sieben Prozent und es wird nicht erwartet, dass sie schnell zurückgeht, da steigende Löhne einen starken Druck ausüben, so die Bundesbank. Die Bemühungen der Europäischen Zentralbank, den Preisanstieg wieder auf ihr Ziel von zwei Prozent zu bringen, könnten die Nachfrage weiter dämpfen. Bankkredite werden bereits teurer und die Zinserhöhungen sind noch nicht abgeschlossen, so dass die Gefahr besteht, dass das Wachstum noch stärker gebremst wird. (mb/Bloomberg)