Die kräftige Aufwertung des Euro-Wechselkurses auf ein neues Drei-Jahres-Hoch nahe der Marke von 1,23 US-Dollar ist derzeit in aller Munde. Anleger sollten jedoch nicht zu euphorisch auf die Gemeinschaftswährung blicken, rät der Fondsanbieter Allianz Global Investors (AGI). Fundamentale Wechselkursmodelle ließen zwar auf einen mittelfristig fairen Wert des Euro von über 1,20 US-Dollar schließen. Jedoch sei die Aufwertung eventuell zu früh erfolgt.

So spreche in der kürzeren Frist der eingeschlagene Kurs der US-Notenbank Fed und der damit verbundene US-Renditevorsprung am Anleihemarkt für sich genommen für einen festeren US-Dollar. Die Fed will die Leitzinsen schrittweise erhöhen und ihre Bilanzsumme abschmelzen. "Sollten die beschlossenen Steuersenkungen in einer Überhitzung der US-Wirtschaft resultieren, würde die Notwendigkeit zusätzlicher Zinsschritte sogar steigen", sagt Ann-Katrin Petersen, Vice President Global Economics & Strategy bei AGI. 

EZB und Berlin schieben den Euro an
Petersen sieht vor allem zwei Gründe für den jüngsten Euro-Anstieg. Da sei zum einen das von den Märkten als "falkenhaft" interpretierte Sitzungsprotokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) vom vergangenen Donnerstag. Es habe die Zinserhöhungsfantasien wieder belebt, was an den Staatsanleihemärkten der Eurozone nicht spurlos vorübergegangen sei. Zum anderen habe der vermeintliche Durchbruch bei den Sondierungsgesprächen zwischen den Unionsparteien und der SPD die Aussichten auf eine institutionelle Reform des Euroraums verbessert. "Bereits im vergangenen Jahr war die sinkende politische Unsicherheit ein wesentlicher Treiber der Euro-Aufwärtsbewegung", sagt Petersen. (fp)