"Wir haben alle Zutaten für einen sogenannten Minsky-Moment", erklärte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz, am Montag (8.5.) im Gespräch mit "Bloomberg TV". Der Ökonom Hyman Minsky hatte Situationen beschrieben, in denen stark schuldengehebelte Finanzmärkte jäh zusammenbrechen. "Man sieht das überall, diese Liquiditätspools oder Liquiditätsengpässe werden langsam sichtbar."

Seit die Krise der Regionalbanken in den USA andauert, haben sich bereits andere in dieser Hinsicht geäußert. Subrans Ausführungen unterstreichen jedoch, dass die Umstände, die in den USA zur panischen Anlegerflucht aus Bankaktien geführt und in Europa den Zusammenbruch der Credit Suisse eingeläutet hatten, nicht verschwunden sind. 

"Natürlich sind die Gewerbeimmobilien und der Teufelskreis mit den Regionalbanken in den USA besorgniserregend", erklärte er. "Ich bin besorgt über die falsche Bewertung von Unternehmenskreditrisiken – vor allem wenn man sich anschaut, dass die Risikoprämien für Hochzinsanleihen immer noch zu zu klein sind, um ehrlich zu sein. Für mich stehen zudem die Finanzintermediäre außerhalb des Bankensektors im Fokus."

"Sehr abrupte Straffung ist für jeden ein Problem"
Zu den aktuellen Spannungen habe die globale geldpolitische Wende hin zu aggressiven Zinserhöhungen geführt, sagte Subran, der früher bei der Weltbank und im französischen Finanzministerium arbeitete. Es stecke jedoch noch mehr dahinter. "Die sehr abrupte Straffung ist für jeden ein Problem. Doch es gibt zudem noch die Ebene des falschen Risikomanagements", führte er aus. "Ein neuer finanzieller Unfall könnte aus dem Bankensektor kommen, aber auch von einigen sehr stark auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Hedgefonds", so Subran. Möglich sei aber auch ein Problem, dass sich aus einer Mischung dieser beiden Faktoren ergebe.

"Wir glauben nicht, dass wir uns in einer Neuauflage der globalen Finanzkrise befinden", meint der Allianz-Chefökonom. "Doch ich denke, diese Momente der Entladung, der Katharsis werden in den nächsten Monaten mit Sicherheit häufiger werden." (mb/Bloomberg)