Aktiv oder passiv? Ein Roundtable-Gespräch zur Standortbestimmung
Eine ganze Reihe von Fragen rund um das Thema aktives versus passives Investieren beschäftigen die Branche nach wie vor. Die Redaktion hat in einer Runde mit ausgewiesenen Investmentexperten darüber diskutiert.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass gerade passiv gemanagte Investmentprodukte in der jüngeren Zeit enorme Mittelzuwächse verzeichnen konnten, während aktive Fonds zum Teil deutliche Abflüsse hinnehmen mussten, erfreut sich die Debatte um das Thema "aktiv versus passiv" einer kaum nachlassenden Aufmerksamkeit. "Wo stehen wir aktuell innerhalb dieses Dialogs?", lautete deshalb die Ausgangsfrage, die die Redaktion für die aktuelle Heftausgabe 4/2018 von FONDS professionell einer Runde von ausgewiesenen Experten gestellt hat.
Weitgehende Einigkeit herrschte unter den Diskutanten darüber, dass es dabei häufig gar nicht mehr um ein "Entweder-Oder" geht, weil sich am Markt längst so etwas wie ein "Sowohl-als-Auch" etabliert hat. Durchaus differenzierter beurteilten die Teilnehmer allerdings die Frage, ob denn immer noch die simple Aufteilung stimme, wonach Honorarberater ETFs verwenden und Provisionsberater weiterhin aktive Fonds vermitteln müssen, damit sie überhaupt etwas verdienen.
Zur Diskussion gestellt wurde auch der Aspekt, wonach der Preis für einen Investmentfonds offenbar nach wie vor relativ starr ist und kaum veränderbar erscheint, obwohl sich die Frage nach aktiv oder passiv doch eigentlich relativ problemlos über die reine Preiswertigkeit fast von selbst entscheiden müsste. Ein Ergebnis der Diskussion war in diesem Zusammenhang, dass Fondsgesellschaften im Grunde in vielerlei Hinsicht ihre eigene Preissetzungsmacht komplett verloren haben. (hh)
Ausgewählte Zitate aus dem Gespräch finden interessierte Leser in der Fotostrecke weiter oben. Das gesamte Roundtable-Gespräch findet sich in der aktuellen Heftausgabe 4/2018 von FONDS professionell ab Seite 94 Angemeldete KLUB-Mitglieder können die Diskussion auch hier im E-Magazin lesen.
Kommentare
1) „Bei den jüngeren Maklern, die zum Teil auch mit sehr dynamisch gemanagten Depots …“ Tja, diese Herrschaften haben von „passiv Investieren“ null Ahnung. „ETF“ ist NICHT GLEICH „passiv investieren“. 2) „Mir kommt bei der Frage aktiv oder passiv die Berücksichtigung des Risikos viel zu kurz. Wir haben mit unserem auf deutsche Aktien ausgerichteten Aktienfonds eine im Vergleich zu einem Dax-ETF leicht schlechtere Performance erzielt, was angesichts höherer Gebühren kaum verwundern kann. Was wir allerdings im Kundengespräch verdeutlichen, ist, dass diese Performance mit ungefähr dem halben Risiko im Vergleich zum Dax Index erzielt werden konnte. Das wissen unsere Investoren durchaus zu schätzen." Da habe ich mal laut gelacht. 3) Noch ein wenig schräger wir Herr Schrieber: „… weil man damit implizite Risiken, die ein ETF aus meiner Sicht ohne Frage aufweist, ausblendet….“. Das so ein Stumpfsinn unwidersprochen gesagt und geschrieben wird. 4) Herr Specketer: „Alpha zu liefern ist eine besondere Qualität, …“. Herr S., Sie liefern kein Alpha …sondern Glück und Zufall tun das in bestimmten Zeitfenstern. Wissen Sie das gar nicht. Dazu passt ein Zitat: „Es ist schwer, einen Mann dazu zu bringen, etwas zu verstehen, wenn sein Einkommen davon abhängt, dass er es nicht versteht.“ Upton Sinclair, 1878-1968, amerikanischer Schriftsteller. Und eine Anmerkung: ein Honorarberater in Ehren, aber da gibt es ganz andere Kapazunder, die dem pseudofachlichen Gewäsch der aktiven Branche viel fundierter widersprechen und deren Mythen und Lügen aufdecken könnten. Vanguard hätte hier gut Dr. Gerd Kommer an seiner Seite vertragen.
Weißkopf am 19.12.18 um 14:29