Mit der Normalisierung der US-Leitzinsen ergeben sich für Anleger interessante Einstiegsmöglichkeiten bei Schwellenländeranleihen, ist Greg Saichin überzeugt, Spezialist für Emerging-Markets-Anleihen beim Fondsanbieter Allianz Global Investors (AGI). "Erfahrungsgemäß reagieren die Zinsaufschläge von Schwellenländeranleihen auf Wendepunkte in der Zinspolitik mit höheren Schwankungen", sagt er. "Dadurch ergeben sich jedoch Ertragschancen für Investoren, die unterscheiden können, ob die höheren Zinsaufschläge der sinkenden Bonität des Anleiheemittenten oder lediglich einer gestiegenen Nervosität an den Märkten geschuldet sind."

In der Vergangenheit hätten die Märkte Volatilität als Zeichen sinkender Bonität überinterpretiert, vor allem in den Jahren 2008 und 2011. In diesen Jahren seien mit der Bonitätsnote BBB- bewertete Unternehmensanleihen stark verkauft worden, dabei sei implizit eine deutlich höhere Insolvenzquote zugrunde gelegt worden als materiell gerechtfertigt. Die implizite Ausfallwahrscheinlichkeit im Jahr 2008 habe bei 47,4 Prozent gelegen, die tatsächliche auf fünf Jahre kumulierte Ausfallrate dagegen bei 5,89 Prozent. Im Jahr 2011 habe die implizite Ausfallwahrscheinlichkeit bei 30 Prozent gelegen, die auf fünf Jahre kumulierte Ausfallrate bei 6,21 Prozent.

Kurze Laufzeiten bevorzugt
Solange man von der Bonität eines Zielinvestments überzeugt ist, sollte man kurze Phasen hoher Volatilität positiv sehen, weil sie Kaufmöglichkeiten eröffnet, rät Saichin. "Um diese zu identifizieren, analysieren wir top-down die Länderrisiken und auf Einzeltitelebene das Geschäftsmodell, Kapitalstruktur sowie die rechtliche Ausgestaltung der Anleihen", erklärt er. Im Vorfeld der Zinsnormalisierung bevorzugt AGI Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit einer Laufzeit von unter drei Jahren, die kein erhöhtes Insolvenzrisiko aufweisen. Bei Staatsanleihen aus Schwellenländern favorisiert der Fondsanbieter Anleihen mit einer Laufzeit von maximal sieben Jahren. (mb)