Die zwischenzeitlichen Schwankungen des Renminbi und die kürzlich angekündigte Lockerung des Wechselkursspielraums ändern nichts am langfristigen Aufwertungspotenzial der chinesischen Währung. Zu diesem Urteil kommen die Experten des Fondsanbieters ACM Bernstein. Sie sehen in diesen Schritten kein Signal, wonach die Regierung in Peking von ihrer Politik der kontrollierten Aufwertungen abweichen könnte. "Wir glauben vielmehr, dies ist ein wichtiges Signal der Regierung, dass die Finanzreformen fortgeführt werden", so Anthony Chan, Volkswirt bei ACM Bernstein.

Mit der Währungsabwertung dürfte China seinem Ziel näher gekommen sein, unerwünschten Spekulanten die Tür zu weisen, urteilt Chan. Unabhängig von kurzfristigen Währungsschwankungen dürfte der Renminbi mittel- und langfristig weiter an Wert gewinnen, meint er. ACM Bernstein sieht vor allem die hohen Leistungsbilanzüberschüsse Chinas als Indiz für eine Unterbewertung der Währung zum US-Dollar. Ungeachtet dessen erwartet der Fondsanbieter allerdings, dass sich das Wirtschaftswachstum in China etwas abschwächen wird. Das Bruttoinlandsprodukt-Plus für das laufende Jahr veranschlagen die Experten auf 7,1 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung Chinas um 7,7 Prozent gestiegen.

Renminbi muss um bis zu drei Prozent jährlich aufwerten
Chinas kontinuierliche Leistungsbilanzüberschüsse führten dazu, dass der Renminbi stetig an Wert gewinnen müsse, sagt Chan – und zwar solange, bis diese Überschüsse in ein besseres Gleichgewicht gekommen seien. Die Aufwertung des Renminbi um 35 Prozent gegenüber dem US-Dollar seit dem Jahr 2005 werde der Situation noch immer nicht gerecht. Schließlich hätten sich die chinesischen Fremdwährungsreserven seitdem auf 3,8 Billionen US-Dollar verfünffacht. "Nach unserer Einschätzung muss der Renminbi um ein bis drei Prozent jährlich aufwerten, nur damit die derzeitigen Überschüsse in der Leistungsbilanz nicht weiter klettern", sagt der Volkswirt.

Renminbi-Anleger sollten allerdings differenzieren, warnt Hayden Briscoe, Fondsmanager bei ACM Bernstein. Für Ausländer relativ leicht zugänglich sind die sogenannten Dim-Sum-Bonds in Hongkong. Ihnen steht Briscoe zurzeit reserviert gegenüber. Die Anleihen notieren in der Parallelwährung Offshore-Renminbi und warfen zeitweise 150 Basispunkte weniger ab als Rentenpapiere in Onshore-Renminbi. "Ein weiterer Nachteil besteht in den geringen Möglichkeiten, diese Anlagen zu diversifizieren", so der Fondsmanager. Die Zahl der Emittenten sei begrenzt. "Wir erwarten, dass sich die Spreads zwischen den beiden Anleihesegmenten mit der Zeit einengen werden", so Briscoe. Eine Steigerung der Rendite im Dim-Sum-Markt könne allerdings zu Bewertungsverlusten führen. (mb)