Gibt es zwischen dem legendären "Black Monday", an dem die Aktienkurse weltweit innerhalb eines Tages im zweistelligen Prozentbereich einknickten und der derzeiten Marktlage Parallelen? Die Chefvolkswirtin bei Aberdeen Standard Investments, Lucy O’Carroll, versucht vor dem Hintergrund des inzwischen 30. Jahrestages des damaligen "Flash Crashes" in einem aktuellen Kommentar Parallelen zwischen damals und heute zu ziehen.

"Finanzkrisen und die Farbe Schwarz scheinen gut zusammen zu passen. Der Black Monday, jener Zusammenbruch der Aktienmärkte, der am 19. Oktober 1987 ausgelöst wurde, ist nun dreißig Jahre her", erklärt O’Carroll am Anfang ihres Kommentars. Zur Erinnerung: Der Dow Jones Industrial Average fiel im Jahr 1987 um 23 Prozent – der größte Absturz innerhalb eines Tages überhaupt; der FTSE100 verlor elf Prozent; und die anderen europäischen Märkte folgten dem gleichen Abwärtstrend. "Was daran beunruhigend ist, ist das Schatten von damals in der derzeitigen Verfassung der Finanzmärte wieder erkennbar sind" erklärt O’Carroll und verweist auf die Fundamentaldaten:

Die Bewertungen waren laut O’Carroll damals genauso überdehnt, wie sie es heute sind. Die zugrundeliegenden Faktoren waren nach Ansicht O’Carrolls andere – dem Crash von 1987 war keine Dekade vorausgegangen, in der die Zentralbanken Geld in alle Himmelsrichtungen der Welt gepumpt hatten. "Aber die resultierenden Schwachstellen sind vergleichbar. Mit weltweiten Aktienmärkten, die immer höhere Allzeithochs erreichen, könnten die Märkte wohl derzeit für ein böses Erwachen reif sein", warnt O’Carroll.

Märkte werden fiebrig
Der Schwarze Montag lehrt Investoren auch, dass Märkte fiebrig werden, wenn ein Wechsel an der Spitze der Federal Reserve ansteht – so groß ist der Einfluss der US-Notenbank.

Vor dreißig Jahren waren die Investoren unsicher, welche Politik der neue Notenbankchef Alan Greenspan verfolgen würde. Derzeit dreht sich die Debatte darum, wer nächstes Jahr Janet Yellen an der Spitze der Zentralbank folgen wird.

"Wie auch immer die Spekulationen um das künftige Handeln der Fed auch aussehen, dieser Machtwechsel steht zu einem Zeitpunkt an, an dem sich die US-Geldpolitik in einem äußerst empfindlichen Stadium befindet und die Glaubwürdigkeit der Zentralbanker von der Presse, den Investoren und Politikern fast täglich in Frage gestellt wird", moniert O’Carroll.

Am meisten irritierend sei laut O’Carroll, dass der Crash 1987 ohne einen offensichtlichen Anlass stattfand. "Die Tatsache, dass es bis heute keinen Konsens über den Grund für jenen Schwarzen Montag gibt, sollte uns am meisten beunruhigen. Vor allem da die Zentralbanken noch nie so behutsam damit begonnen haben, die bequeme Decke der Liquidität zu lüften, welche die Finanzmärkte für eine ganze Dekade behütet hat. Es gibt zahlreiche Belege, die zeigen, dass wir wieder in fiebrigen Zeiten leben“, betonte O’Carroll abschließend. (aa)