Die zunehmende Konzentration auf kurzfristige Ziele, die bei Investoren und Unternehmen zu beobachten ist, ist ungesund, warnt Martin Gilbert, Chef von Aberdeen Asset Management. "Das Gros der Investment-Community hat sich immer stärker der kurzfristigen Perspektive verschrieben", sagt Gilbert. "Hatte in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie noch sieben Jahre betragen, war sie bis 2007 auf gerade einmal sieben Monate gesunken. Wie das enden kann, das haben wir gesehen, aber viele Investoren scheinen aus der Krise des Jahres 2008 nichts gelernt zu haben."

Kurzfristiges Denken ist nach Gilberts Einschätzung zu einer Geißel geworden. "Je schneller Investoren kaufen und verkaufen, desto mehr fixieren sie sich auf vierteljährliche Gewinnausweise, so dass das die Manager von Unternehmen geradezu panische Angst haben, die Erwartungen des Marktes zu enttäuschen." Eine Umfrage bei britischen CEOs sei zu dem Ergebnis gekommen, dass 80 Prozent von ihnen lieber Ausgaben in Bereichen wie Forschung und Entwicklung kürzen, als eine Prognose zu verfehlen.

Langfristiger Ansatz ist gefragt
"Die Angst vor aktivistischen Aktionären bringt Unternehmen dazu, Aktien zurückzukaufen anstatt in langfristige zukunftsorientierte Projekte zu investieren", klagt Gilbert. Forscher der Universität Stanford hätten herausgefunden, dass dieser Trend die US-Wirtschaft rund 0,3 Prozent Wachstum jährlich koste. "Wir können es uns nicht leisten, Wachstum zu vernichten", sagt Gilbert. Stabiles Wachstum und die Generierung von Wohlstand erforderten einen langfristigen Ansatz. (fp)